: Möpse lügen nicht!
Ein gutes Wochenende fürs Kinderfernsehen: Die ARD startet „Rick & Olli“ (Sa., 9.30 Uhr), das ZDF schickt Fritz Fuchs im neuen „Löwenzahn“ auf Sendung (So., 10.15 Uhr). Beides ist ein Riesenspaß
VON PEER SCHADER
Wenn die ARD mal richtig ins Kinderprogramm investiert, kommt nachher bestimmt eine edukativ sehr wertvolle Sendung heraus, bei der die Eltern ihrem Nachwuchs einen ganzen Schultag sparen können, wenn sie ihn eine halbe Stunde vor die Glotze setzen, weil das alles so lehrreich und horizonterweiternd ist. So stellt man sich das vor, wenn Sie beim Ersten richtig Geld lockermachen für die jungen Zuschauer. Aber das ist Unsinn, jedenfalls diesmal.
Am Samstag läuft die erste Folge der Kinder-Comedy „Rick & Olli“, für die der WDR den Bausparkassenwerbespotdreher Ingo Naujoks und „Wambo“ Jürgen Tarrach gefragt hat, ob sie nicht Lust hätten, in die Fußstapfen von Stan Laurel und Oliver Hardy zu treten. Die beiden haben zugesagt – keine falsche Bescheidenheit bitte. Jetzt spielen sie zwei Kumpel, die tollpatschig von einem Job zum nächsten stolpern, alles anfassen und mit allem spielen müssen, dazu eine blöde Schnute ziehen und jedes Mal ein Riesenchaos hinterlassen. Hier gibt es ausnahmsweise einmal nichts zu lernen! Außer vielleicht, wie man schräg gestellte Balkonfenster mit Gartenharken aufstemmt und gestohlene Autos an der weggeschabten Fahrgestellnummer erkennt. Die Geschichten sind einfach gestrickt, aber Slapstick hat ja noch nie komplizierte Rahmenhandlungen gebraucht: Rick & Olli sind notorisch knapp bei Kasse, futtern aber für ihr Leben gern Burger im Café ihrer Freundin Charly. Weil die Kohle irgendwoher kommen muss, versuchen sie sich abwechselnd als Haus-Sitter, Detektive, Hotelboys, Ärzte, Lehrer und Autoaufpasser. Das ist wirklich lustig anzusehen, und zwar auch für Eltern, sofern die samstagmorgens um halb zehn schon aus dem Bett kommen wollen.
Naujoks und Tarrach sind ein prima Paar. Während der eine den schlaksigen Nixkapierer mimt, macht der andere auf neunmalklugen Drückeberger, der die Arbeit am liebsten auf den Partner abschiebt. Als Haus-Sitter überlegen die beiden, wie man die Fische im Aquarium pflegt. Olli protzt, wie toll er die Arten auseinanderhalten könne: Fischotter, Fischreiher, Backfische, Fischstäbchen. Ein andermal muss ein entlaufener Mops aufgespürt werden. Olli sagt, er könne die Sprache der Hunde verstehen, und behauptet: „Möpse lügen nicht.“ Rick & Olli dafür umso öfter, um sich aus den Notlagen zu befreien, in die sie sich selbst hineinmanövriert haben. Wegrennen, Chaos stiften, zanken und klugschwätzen – wie könnte man eine solche Rolle ablehnen?
Einen Tag nachdem die ARD ihre Laurel-und-Hardy-Reminiszenz auf Sendung schickt, übt sich auch das ZDF in der Legendenüberarbeitung. Am Sonntag läuft die Pilotfolge der neuen „Löwenzahn“-Staffel, erstmals ohne Peter Lustig. Der ist nach 25 Jahren aus seinem Bauwagen ausgezogen, den Nachbar Paschulke als „Gerümpel“ am liebsten sofort entsorgt hätte. Doch dann radelt Guido Hammesfahr alias Fritz Fuchs vorbei und hat die Idee, gleich einzuziehen. In seiner alten Wohnung beschweren sich die Nachbarn sowieso ständig, er mache zu viel Lärm, und beschimpfen seinen Zottelhund Keks als „verlaustes Biest“.
Eine Dreiviertelstunde lässt sich das ZDF im Piloten Zeit, seinen neuen Protagonisten vorzustellen, und nachher weiß man, dass es eine sehr gute Entscheidung war, den Bauwagen nicht dichtzumachen. Denn der Neue mit der roten Hose ist ein echter Kumpel, genauso optimistisch wie sein Vorgänger („Das krieg ich schon hin“), erklärbereit und kreativ. Nur mit Computern kennt er sich besser aus.
Schon am ersten Tag bekommt Fritz Fuchs es mit dem fantastisch fiesen Ralf Richter als pastillenlutschendem Schrotthändler zu tun, der darauf lauert, den Fuchs-Bau gewinnbringend zu verkaufen. Also sabotiert er kurzerhand alles, was der Neuankömmling sich vorher zurechtrenoviert hat. Nachbar Paschulke grübelt derweil, ob es eine gute Idee ist, dass nebenan wieder einer einzieht, weil er über seine Zeit mit Lustig sagt: „Vorbei ist vorbei.“ Nachher sind die Bedenken freilich wie weggewischt, weil Fuchs einfach ein prima Typ ist. Für so ein schönes Nachbarschaftsabenteuer verzichtet man gerne mal aufs „Löwenzahn“-typische Erklärfernsehen, für das in der ersten Folge kaum Zeit ist.
Dass „Löwenzahn“ so viel Spaß macht, liegt auch daran, dass Hammesfahr keine Peter-Lustig-Kopie spielt, obwohl er schon genauso schön Selbstgespräche führt kann wie sein Vorgänger. Nicht einmal eine peinliche Neuauflage dessen Abschaltaufforderung gibt es zum Schluss. Man kann das nicht oft sagen, aber es scheint so, als hätten sie in Mainz diesmal alles richtig gemacht.