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Archiv-Artikel

DIE WERBEPAUSE

Ein halbnacktes Baby mit gespreizten Beinen und nichts als einer Windel am Popo – das perfekte Werbebild für Windeln oder eher fahrlässig? Vor allem kreativ – so glauben es die Eltern, und auch die Werbemenschen der Windelmarke Libero.

Der armenische Ableger des internationalen Konzerns ruft Eltern im Internet dazu auf, mit einem Bild von ihrem Baby an einem Wettbewerb teilzunehmen. Der Gewinner bekommt einen Kinderkoffer.

Seitdem posten und teilen Eltern auf der Facebookseite von Libero Bilder ihrer Kinder in unterschiedlichen Positionen – halbnackt, mit Windel. Also bitten die Eltern ihre Facebook-Freunde, das Bild ihres Babys im Netz weiterzuverbreiten und es zu liken. Freunde sind schon mal wichtig, aber das reicht nicht. Die Eltern bauen auch auf Fremde und schicken die Fotos ihrer Babys an verschiedene Facebook-Gruppen.

Was nützt das den Babys? Nichts. Und den Eltern? Sie bewundern ihre Babys und nötigen die ganze virtuelle Welt, es auch zu tun. Skeptisch gefragt: Finden andere Leute die Fotos auch so toll? Oder vielleicht ein wenig zu toll?

Offenbar denken die Eltern nicht daran, dass wildfremde Leute sich die Bilder im ungesicherten Raum des Internets runterladen können, um wer weiß was damit zu treiben. Spricht man die Teilnehmer auf Facebook auf dieses Problem an, kommt als Antwort nur ein Fragezeichen.

Vielleicht braucht jemand den Kinderkoffer wirklich? Aber das Internet vergisst nie. Und Kinder können nicht selbst für ihre Privatsphäre sorgen. Die wenigsten dürften ihren Eltern später danken, dass noch immer inszenierte Babyfotos von ihnen im Netz zu sehen sind. Und das alles eben nur für einen Windelkoffer. TIGRAN PETROSYAN