Entlassungen bei Airbus

Der neue Chef Gallois will an dem Sparkurs seines Vorgängers festhalten. 10.000 Stellen könnten wegfallen. Hamburg gilt als „schwächstes Glied“

VON STEPHAN KOSCH

Neuer Chef, alte Sorgen: Louis Gallois, seit vorgestern neuer Vorstandsvorsitzender des Flugzeugherstellers Airbus, hat angekündigt, dass er den Sanierungsplan seines Vorgängers voll umsetzen wolle. Um 2 Milliarden Euro sollen die Kosten in den kommenden vier Jahren sinken. Und deshalb werde es zu Entlassungen kommen, sagte Gallois gestern dem französischen Radiosender Europe 1.

Wie viel Mitarbeiter gehen müssen, sagte Gallois nicht. Eine Meldung der französischen Tageszeitung La Tribune, wonach laut Konzernkreisen in den kommenden Jahren 10.000 der 55.000 Stellen gestrichen werden sollen, nannte eine Airbus-Sprecherin „voreilig“. Gallois legte sich aber insofern fest, als der Stellenabbau in der Verwaltung vorgesehen sei. Die Produktion sei nicht von den Job-Streichungen betroffen. „Die Frage nach den Werken“ dürfe aber kein Tabu sein. Airbus produziert an 16 Standorten in Europa, 7 davon in Deutschland.

Die Aufteilung der Produktion ist politisch gewollt, an der Airbus-Mutter EADS sind der französische und spanische Staat direkt beteiligt. Den deutschen Anteil in Höhe von 22,5 Prozent hält DaimlerChrysler. Allerdings will der Konzern seine Beteiligung auf 15 Prozent reduzieren. Die Bundesregierung prüft derzeit, ob sie sich dann über die bundeseigene Bank KfW an EADS beteiligt.

Der zurückgetretene Chef Christian Streiff sagte in einem Interview mit dem Figaro, dass die unterschiedlichen Nationalitäten nicht das Problem des Konzerns seien. Allerdings liege das Problem der Airbus-Fertigung in der Organisation. Streiff begründete seinen Rücktritt daher auch mit der derzeitigen Managementstruktur. Diese erlaube keine „effektive Umsetzung“ des Sanierungsplans. Die Organisation sei auf das „subtile Gleichgewicht zwischen Menschen, Kräften und Positionen“ ausgerichtet. Diese Formel sei nicht geeignet für ein Unternehmen, das eine schwere Krise durchmacht.

Der Airbus-Konzern hatte jüngst erneut Verzögerungen beim Bau des weltgrößten Passagierflugzeuges A 380 eingeräumt. Weil die Kunden nun später als geplant beliefert werden, drohen nun Ertragsminderungen von rund 5 Milliarden Euro. Für diese Probleme machte Streiff das Werk in Hamburg verantwortlich. „Dort ist das schwächste Glied.“

In Hamburg arbeiten 12.000 Festangestellte und 5.300 Leiharbeitskräfte. Sie fertigen unter anderem die Rumpfsektionen für den A 380 und statten den Innenraum aus. Die dafür notwendige Verkabelung ist derzeit eines der Probleme in der Fertigung. Dennoch sieht der Hamburger Senat den Standort nicht gefährdet. „Wir haben keine Befürchtungen wegen des Wechsels“, sagte Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) nach der Ernennung des neuen Airbus-Chefs. Die Personalentscheidung selbst wollte er nicht kommentieren.

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