Demonstranten tanzen auf dem Oranienplatz

PROTESTE Nach der Räumung ziehen rund 1.500 Menschen durch Kreuzberg. Die Polizei eskaliert

Am Abend nach der Räumung des Oranienplatzes gab sich die Polizei alle Mühe, den friedlichen Protest zu eskalieren: Gegen 22 Uhr hatten sich nach einer vorangegangenen Demonstration durch Kreuzberg an die 100 UnterstützerInnen und Flüchtlinge auf dem Platz versammelt – umrahmt von bis zu 300 PolizistInnen, überwiegend von der Bundespolizei.

Sie hielten sich nicht zurück: „Snake“ – Schlange – lautete ihr Befehl, mit dem sie sich in einer Art Entenmarsch immer wieder durch die Protestierenden drängten und diese dabei teils brutal rempelten und schubsten. Die singenden und tanzenden DemonstrantInnen ließen sich davon jedoch nicht provozieren. Erst als die Provokation ohne Erfolg blieb, löste die Polizei die – tatsächlich unangemeldete – Versammlung auf dem üblichen Weg auf: mit Lautsprecheraufforderungen und zahlreichen Platzverweisen.

Zu Rempeleien und Heftigerem war es bereits bei der vorangehenden – angemeldeten – Demonstration gekommen. Grüppchen wurden eingekesselt oder gejagt und Reizgas eingesetzt. Gut 1.500 TeilnehmerInnen hatten sich dafür um 20 Uhr am Kottbusser Tor versammelt. Bereits dort hielt die Polizei den Zug zunächst fest, der Weg zum Oranienplatz blieb versperrt. Stattdessen wurde die Demo zurück zum Kottbusser Tor und von dort aus zur Kreuzung Reichenberger/Ohlauer Straße geführt. Dort verkündete die Polizei gegen 21.30 Uhr die Auflösung der Versammlung durch den Versammlungsleiter.

Von den 1.000 PolizistInnen, die im Einsatz waren, waren laut Polizeipressestelle 600 von der Berliner Polizei, 400 kamen aus Brandenburg oder von der Bundespolizei.

Sieben Demo-TeilnehmerInnen wurden festgenommen, alle befinden sich wieder auf freiem Fuß. Nach dem Ende der Demo kam es zu Sachbeschädigungen, unter anderem wurden Scheiben der SPD-Parteizentrale in der Kreuzberger Wilhelmstraße eingeworfen. ALKE WIERTH