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Archiv-Artikel

die anderen über den richtigen umgang mit wladimir putin

In Wien meint Die Presse: Nun setzte sich erneut Angela Merkel den Verführungskünsten Putins aus. Die Pastorentochter hat sich bisher standhafter erwiesen als so manch anderer. Auch dieses Mal fand sie einen Weg, gegenüber Putin ihr Unbehagen wegen des Mordes an der regierungskritischen Journalistin Politkowskaja auszudrücken. Nötig wäre jedoch eine deutliche Botschaft der gesamten EU an Putin, dass mit dem Vorgehen gegen Georgien und dem Attentat auf Politkowskaja Grenzen überschritten worden sind. Aber die Kritik an Moskau blieb bisher halbherzig. Denn in den Beziehungen zu Russland geht es nicht nur um den Charme des Präsidenten und um Männerfreundschaften. Die Europäer brauchen Russland als Energielieferanten und Partner in politischen Fragen: vom Atomstreit mit Teheran bis zum Kosovo-Problem. Da will man Moskau nicht verärgern.

In Paris kommentiert Le Monde: Der Westen hat vor Putins Tschetschenienkrieg die Augen verschlossen. Frankreich schmeichelt Putin und hat 2004 sogar General Kwaschnin geehrt, der die Zivilisten in Grosny bombardieren ließ. Der Mord an Politkowskaja kann nicht dem Regime angelastet werden. Er ist aber Teil eines Klimas der Gewalt, des Rechtsbruchs und der Intoleranz, an dem die Regierung mitverantwortlich ist. Es ist an der Zeit, sich davon zu distanzieren.