Ein hoffnungsloser Fall

Mädchenschwarm David Hasselhoff ist wieder angesagt. Diesmal allerdings sind es Jungs, die „The Hoff“ verehren

Allein zwischen 1989 und 1993 zierte er insgesamt 31-mal die Titelseite der Bravo. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere waren es Mädchen, die für den TV-Schauspieler und Teilzeit-Sänger David Hasselhoff schwärmten. Neuerdings sind es junge Männer Anfang zwanzig, die sich von dem 54-Jährigen angesprochen fühlen. In Großbritannien haben sie ihn längst zu ihrer Kultfigur ernannt, sie kaufen seine „Greatest Hits“-Alben, bringen „Hoff“-Links auf ihre MySpace.com-Seiten und erfrischen sich an seinen Videos auf YouTube.com. Sie trinken ein Bier dazu und lachen sich schlapp. Ihre Verehrung für den blauäugigen Amerikaner mit dem „Baywatch“-Brusthaar ist so ernst gemeint wie ihre Liebe zu Schlager-Revival-Discos.

In Deutschland wurde er zuletzt 2004 bei einem leicht peinlichen Gastspiel in Florian Silbereisens „Adventsfest der Volksmusik“ gesehen, wo er sich an einem deutschen Weihnachtslied versuchte. Als Sänger hatte er nirgends so großen Erfolg wie hier, zur Wiedervereinigung sang er auf der Mauer sogar sein „I’ve Been Looking For Freedom“. Aber irgendwie ist er danach für uns untergegangen – obwohl er allein in den vergangenen zwei Jahren in drei Kinofilmen mitspielte, unter anderem in „Der SpongeBob Schwammkopf Film“ (als er selbst).

Nun also taucht er in Britannien als Witzfigur wieder auf. Täglich sieht man ihn in alter Frische in einem Werbespot für den britischen Internetprovider Pipex. Und gerade ist dort auch seine Autobiografie „Making Waves“ veröffentlicht worden.

Dass ihn ausgerechnet die männlichen „Twentysomethings“ wieder „herausgekramt“ haben, hat seinen Grund. Und dieser Grund hat vier Buchstaben: K.I.T.T.

K.I.T.T. ist das Auto, dessen Fahrer Hasselhoff unter dem Namen „Michael Knight“ zwischen 1982 und 1986 in der Erfolgsserie „Knight Rider“ war. Jeder technikbegeisterte Junge zwischen 8 und 13 Jahren hätte gerne mit ihm getauscht. Denn mit seiner Vielzahl außerordentlicher Fähigkeiten bediente K.I.T.T. perfekt die Allmachtsfantasien seines pubertierenden Publikums: Er hatte ein Antriebssystem, das Geschwindigkeiten bis zu 500 km/h erreichen konnte! In nur 28 Hundertstelsekunden! Ein molekular versiegeltes Gehäuse! Einen Hauptprozessor mit einer eigenen Persönlichkeit! Er war in der Lage, Hindernisse zu überspringen. K.I.T.T. konnte sprechen, Tipps geben und war seinem Fahrer oft voraus.

Für ironiebegabte junge Männer ist „The Hoff“ der ideale Held aus Kindertagen. Im Juni nächsten Jahres soll es sogar einen „Knight Rider“-Gipfel geben. In Baltimore/Maryland, der Geburtsstadt von Hasselhoff. Ganz ernsthaft. ANJA LÖBERT