: Anti Atom Berlin
Eine Mitmachaktion, an der sich alle BerlinerInnen beteiligen können, die sich gegen Atomkraft und für erneuerbare Energie einsetzen wollen
Ein offenes Treffen findet jeden ersten Mittwoch im Monat im Stadteilbüro Friedrichshain in der Warschauer Straße 23 statt.
■ Nächster Termin: 3. 11. 2010, 20.00 Uhr
■ Castor Nachbereitungstreffen: 25. 11. 2010
■ Im Netz:
Wer mit zur Demo nach Dannenberg fahren möchte, der sollte sich schnell noch eine Busfahrkarte besorgen. Das Zentrale Bus-Info-Telefon: (01 51) 22 75 27 21
Hingehen und mitmachen. Mit dieser simplen Parole lässt sich sehr einfach der große Erfolg der deutschen Anti-Atom-Bewegung erklären. Nur selten erscheinen die Strukturen so offen, sind die Einstiegshürden so niedrig: Jeder kann an Castor-Blockaden teilnehmen, zu Demos kommen oder sich in Bezugsgruppen organisieren. Die Kenntnis von Szenecodes ist dabei ebenso wenig notwendig wie eine klar definierte politische Meinung.
„Hingehen und mitmachen“ lautet auch das Motto der Gruppe „Anti Atom Berlin“. Um sich von den anderen Anti-Atom-Gruppen aus Berlin abzuheben, wirbt Anti Atom Berlin mit flachen Hierarchien: „Bei uns können Ideen sofort umgesetzt werden“, erklärt Gruppenmitglied Frida Hertzberg in einem Gespräch mit der taz.
Die Gruppe gründete sich im Herbst 2009 nach den Protesten gegen die schwarz-gelben Koalitionsverhandlungen, während denen neben anderen Sauereien auch die Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke ausgehandelt wurde. „Wir hielten es für notwendig, dass es in Berlin eine Gruppe gibt, die abseits von Großereignissen für Aktionen in Berlin mobilisiert“, kommentierte Anton Schmidt. Entsprechend hat die Gruppe eine klar aktionistische Ausrichtung.
So verwundert es nicht, dass die Gruppe im vergangenen Jahr eine Vielzahl Aktionen organisiert und unterstützt hat. Sie nahm an Anti-Atom-Flashmobs teil, mobilisierte zur deutschlandweiten Menschenkette gegen Atomenergie und veranstaltete ihren ersten Infotisch anlässlich des Gedenkens an den Aktivisten Sébastien Briat, der 2004 von einem Castor-Transport überrollt worden war. Seitdem organisiert die Gruppe regelmäßig Infotische auf Marktplätzen in Berlin, auf denen sie Broschüren von anderen Gruppen verteilt und als AnsprechparterIn fungiert. „Wir stellen keine eigenen Infomaterialien her, das ist nur Ressourcenverschwendung“, erläuterte Hertzberg.
Neben der Initiierung eigener Aktionen steht die Unterstützung anderer Aktionen oben auf der Agenda von Anti Atom Berlin. So trug die Gruppe das Fronttransparent der stark besuchten Anti-Atom-Demonstration am 18. September in Berlin. Ansonsten hilft Anti Atom Berlin bei der Verteilung von Flyern, stellt Ordner für Demonstrationen und übernimmt Buspatenschaften. „Inzwischen kommen andere Gruppen auf uns zu und fragen, ob wir ihnen zur Hand gehen können“, erzählte Schmidt. Aus aktuellem Anlass beteiligten sich Mitglieder der Gruppe an der Organisation einer Mobilisierungsveranstaltung zum Castor 2010, bei der die unterschiedlichen Aktionsformen und der Widerstand im Wendland vorgestellt wurden.
Für den anstehenden Castor-Transport am kommenden Wochenende bietet die Gruppe auf der Auftaktkundgebung am 6. November in Dannenberg einen Treffpunkt für Berliner AktivistInnen. Die Idee dahinter ist eine Anlaufstelle, an der sich Menschen austauschen und vernetzen können. Zudem helfen einzelne AktivistInnen von Anti Atom Berlin bei der VoKü aus. Zur Vorbereitung auf den Transport hatte die Gruppe bereits Aktionstrainings in Berlin organisiert. Am Brandenburger Tor übte sie am 28. Oktober, den Castor zu blockieren.
Die Gruppe zählt zurzeit 18 Mitglieder, die sich in der Organisation engagieren, und zahlreiche AktivistInnen. Trotzdem freut sie sich immer über tatkräftige Unterstützung. So lädt sie alle Interessierten ein, zu ihren monatlichen Treffen zu kommen, die jeden ersten Mittwoch im Stadteilbüro Friedrichshain in der Warschauer Straße 23 stattfinden. Angesprochen soll sich dabei jeder fühlen, von der Rentnerin bis zum Schüler. Neben den flachen Hierarchien bietet Anti Atom Berlin den Vorteil, sich nicht nur in der Berliner Anti-Atom-Szene auszukennen, sondern auch gute Kontakte ins Wendland zu haben. „Wir sind gut informiert und freuen uns über jeden, der vorbeikommt und sich einbringt“, resümierte Hertzberg.
Für den 25. November ist ein Auswertungstreffen der Blockade des Castor-Transports geplant, auf dem Bilder, Eindrücke und Erlebnisse ausgetauscht werden sollen. Doch davor heißt es zuerst einmal: Hingehen und mitmachen! LUKAS DUBRO