: Kaffee-Uni untersucht Kakao
AUFTRAG Jacobs’ Schokoriese Barry Callebaut lässt an Jacobs University forschen
In dem auf sechs Jahre angelegten Forschungsprojekt „Cometa“ analysiert ein Team der Jacobs University (JUB) die Inhaltsstoffe der Kakaobohne: Diese gilt als chemisch hochkomplex, die Rede ist von 10.000 Inhaltsstoffen, zugleich ist sie bislang nur in Ansätzen verstanden. Auftraggeber ist die Zürcher Barry Callebaut AG (BC), weltweit einer der fünf größten Kakaohändler und Marktführer bei der Schokoladenproduktion.
Familiengeschichtlich fast logisch: Der 1996 gegründete Rohschokoladen-Hersteller mit einem Jahresumsatz von 4,83 Milliarden Schweizer Franken – knapp vier Milliarden Euro – ist das, was Klaus Jacobs mit dem Erlös seines 1990 vertickten Kaffee-Imperiums aufgebaut hat. Nach wie vor ist die Jacobs Holding Mehrheitsaktionär der BC. Von der sind nach wie vor nur 41,35 Prozent im Streubesitz.
Ziel der Kooperation mit der JUB ist der Aufbau einer Datenbank. Die soll Schnelltests zur Kakaoklassifizierung ermöglichen. Insgesamt steckt der Schokoladenriese 3,7 Millionen Euro in deren Entwicklung. Damit setze man eine vor drei Jahren begonnene Zusammenarbeit fort, erläuterte BC-Manager Peter Boone, im Zuge derer sich die JUB als „verlässlicher Partner“ erwiesen habe. Als „wegweisend“ bewertete JUB-Präsidentin Katja Windt die Kooperation. Ihre Fragestellungen griffen – obschon sie federführend vom Mikrobiologen Matthias Ullrich betreut werden soll – „technische, wirtschaftliche und soziale Aspekte auf“. Diese Transdisziplinarität sei „Kennzeichen aller Forschungsprojekte an der Jacobs University“, so Windt.
Tatsächlich verspricht man sich durch die genaue biochemische Bestimmung der Kakaobohnen-Bausteine vorhersagen zu können, „welche Auswirkungen Wasser oder Bodenbeschaffenheit auf die Produktion haben“, wie Ullrich erläuterte – Daten, mithilfe derer sich Kakao zweifellos nachhaltiger anpflanzen ließe. Wirklich hat BC auf diesem Feld sehr früh Maßnahmen ergriffen. Seiner sozialen Verantwortung scheint das Unternehmen indes nur bedingt gerecht zu werden. Zwar ist BC Abkommen gegen missbräuchliche Kinderarbeit beigetreten und unterhält an der Elfenbeinküste seit 2012 ein einschlägiges Projekt. Zudem gibt man an, in den Lieferanten-Kodex die Kriterien der International Labour Organisation aufgenommen zu haben. Laut der Organisation „Erklärung von Bern“, die Menschenrechtsstandards im Rohstoffhandel überprüft, hat BC gleichwohl deutliche Transparenz-Defizite. Außerdem finde die Frage eines existenzsichernden Einkommens „nirgends Eingang in die Nachhaltigkeitsdebatte von Barry Callebaut“. BES