: Wichtig ist das Mündliche
SPRACH-KOMPETENZ Schon Bewerbungsgespräche können heutzutage mal auf Englisch stattfinden, auf dem Arbeitsmarkt sind Fremdsprachen wichtiger denn je. Arbeitslose können dafür Bildungsgutscheine beantragen
GISELA BECKER, HVV
VON ELENA OCHOA
Hamburg hat über 150 Sprachschulen. In der Stadt mit dem drittgrößten Hafen Europas ist Unternehmen die Fremdsprachenkompetenz wichtig. Die Speditionen, Reedereien sowie Groß- und Außenhandelsfirmen fordern sprachgewandte Mitarbeiter.
Der Hafen lockt große In- und Export Betriebe mit wichtigen Auslandsverbindungen in die Stadt. Man spricht mit japanischen Frachtführern, Vertriebspartnern in Frankreich und ausländischen Zollämtern. Geschäftsverhandlungen mit ecuadorianischen Bananenplantagenbesitzern oder kolumbianischen Kaffeefarmern führt man bevorzugt auf Spanisch.
Verschiedene Jobs verlangen verschiedene Kompetenzen, doch Englisch in Grundzügen soll selbst das Personal bei Empfang und Buchhaltung beherrschen. Ein Hausmeister muss wissen, was Facilitymanager bedeutet.
Auch Unternehmen, die vor allem lokale Bedeutung haben, wie zum Beispiel der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) schließen sich hier nicht aus. Es gäbe keine festen Richtlinien, „aber in der Geschäftsleitung spricht man mindestens fließend Englisch“, sagt Pressesprecherin Gisela Becker. Hierbei liege der Schwerpunkt vor allem bei der mündlichen Sprachkompetenz. Es sei wichtig, sich mit den ausländischen Geschäftspartnern unterhalten zu können, im Schriftverkehr habe man mehr Zeit und könne sich gegebenenfalls Hilfe besorgen.
In Kooperation mit der Arbeitsagentur bieten Bildungsträger und Vereine Vollzeitsprachkurse in Business-Englisch oder auch Technischem Englisch an. Denn als erste Fremdsprache sollte man diese in jedem Fall beherrschen. Als Arbeitssuchender hat man hier die Möglichkeit, sich einen solchen Kurs über einen Bildungsgutschein finanzieren zu lassen. Diesen beantragt man entweder bei der Arbeitsagentur oder bei der für Arbeitslosengeld II zuständigen Arbeitsgemeinschaft (Arge).
„Leider plant die Bundesarbeitsagentur im nächsten Jahr, eine Einsparung von 40 Prozent bei den Bildungsgutscheinen“, berichtet Ludolf Schnittger, Geschäftsführer des Vereins für berufliche Weiterbildung e.V.
In den geförderten Kursen werden Prüfungen abgelegt, die das jeweilige Sprachniveau anhand von Zertifikaten nachweisen. Neben den kursüblichen Prüfungen können die Teilnehmer zusätzliche LCCI- oder TOEIC-Tests ablegen. LCCI steht für die „London Chamber of Commerce and Industry“, die dortige Handelskammer, die international Sprachprüfungen durchführt. Ebenso eine Einrichtung ist der Educational Testing Service (ETS), der unter anderem die TOEIC-Tests (Test of english for international communication) durchführt.
Bei Bestehen gibt es dann weitere Zertifikate, die sich am Gemeinsamen Europäischem Referenzrahmen orientieren, der die Sprachkompetenz in sechs Niveaustufen einteilt, von A1 an bis C2 aufwärts.
Einen solchen zertifizierten Beweis seiner Sprachkenntnisse zu haben, ist immer ein Pluspunkt auf der Bewerberseite. So sieht der Arbeitgeber direkt welchem Referenzrahmen die Sprachkenntnis des Bewerbers entsprechen.
„Man hat allerdings nicht nur durch Bildungsgutscheine die Möglichkeit, sich bei uns weiterzubilden“, sagt Claudia Geldszus von der date up education GmbH, einem der größten Bildungsträger in Hamburg. „Auch als Firmenkunde oder Selbstfinanzierer kann man diese Kurse besuchen und beispielsweise seine Angestellten von unseren Trainern schulen lassen“, berichtet die Projektkoordinatorin und Trainerin. Bei Bewerbungsgesprächen in internationalen Firmen, so berichten Bildungsanbieter, könnten heutzutage schon mal zehn Minuten auf Englisch stattfinden. Wer nicht ordentlich darauf vorbereitet sei, habe hier schon seine Chance verspielt.
Einen sehr hohen Bedarf an Fremdsprachenkompetenz sehen Fachleute auch im produzierenden Gewerbe wie beispielsweise im Maschinen- und Fahrzeugbau oder der Metallverarbeitung. Im Dienstleistungssektor ist dies selbstverständlich der Tourismus und das Hotel- und Gaststättengewerbe. Weniger Bedarf sei im Einzelhandel sowie bei Versicherungen festzustellen.
Die wichtigsten Sprachen neben Englisch sind Französisch, Spanisch und Italienisch. Der Schwerpunkt wird bei Praktikern eindeutig in der mündlichen Kommunikationsfähigkeit gesehen und im allgemeinen Wortschatz. Weniger in der perfekten Beherrschung der Grammatik, auf die der klassische Fremdsprachenunterricht an den Schule ausgerichtet ist.