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Archiv-Artikel

The answer is blowing in the wind

FEINSTAUBALARM

Erfolg und Misserfolg wechseln mit dem Wind

Das Osterwochenende wird schön sonnig, sagen die Meteorologen. Manche atmen auf, wenn sie diese Wettervorhersage hören. Darüber sollten sie vielleicht noch mal nachdenken. Denn Hochdrucklagen sind verantwortlich für mehr Feinstaub in der Luft. Und der wiederum ist gesundheitsschädlich. Wer regelmäßig viel der winzigen Partikel einatmet, bei dem steigt das Risiko für Herzinfarkte und Lungenkrebs.

Eigentlich dürfen die Grenzwerte in der Stadt nur an 35 Tagen pro Jahr überschritten werden. Jetzt ist erst April, doch an drei Messstationen – in Neukölln an der Silbersteinstraße und der Karl-Marx-Straße, in Friedrichshain an der Frankfurter Allee – wurde der Grenzwert schon jetzt mehr als 30 Mal übertroffen. Und das, obwohl wir eine formidable Umweltzone haben, die die Fahrzeuge mit den miesesten Abgaswerten aus der Innenstadt fernhält.

Das zeigt mal wieder: Der Kampf gegen Feinstaub ist vor allem vom Wetter abhängig. Es fehlt zurzeit schlicht der Regen, der die winzigen Partikel bindet – und die paar Tropfen am Freitag reichen da nicht aus. Zudem wechseln Erfolg und Misserfolg buchstäblich mit der Windrichtung. Denn auch die Abgase der osteuropäischen Industrie tragen einen guten Teil zur Verschmutzung der Luft in Berlin bei. Der lokale Verkehr in der Stadt, über den so viel gestritten wird, macht gerade mal ein Viertel der Feinstaubbelastung aus.

Das heißt nicht, dass die Umweltzone falsch wäre. Jede Verbesserung der Luftqualität ist schließlich sinnvoll. Insofern sollte die Senatsverwaltung auch über weitere Maßnahmen wie Filterzwang für Baufahrzeuge und Schiffe oder über eine City-Maut nachdenken. Die ganz große Wende sollte man davon aber nicht erwarten. Die könnte höchstens eine gemeinsame europäische Linie bewirken.

Umgekehrt gilt: Wenn sich Landespolitiker mit einer niedrigen Feinstaubbelastung brüsten und die mit der Umweltzone begründen, ist das auch nur die halbe Wahrheit. Dann sollte man tief durchatmen, aus dem Fenster zeigen und sagen: Westwind, Regen – das ist der Grund. ANTJE LANG-LENDORFF