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Archiv-Artikel

Kreatives Kuscheln

DEBATTE Die Kieler Kulturszene behauptet unter dem Label „Kiel hat Kultur“ einen kulturpolitischen Schulterschluss. Forderungen hat sie allerdings keine – und auch ein Extraprogramm gibt es kaum

An der Initiative beteiligen sich 32 Kulturinstitutionen und -veranstalter aus Kiel, der Name der Initiative ist „Kiel hat Kultur“ und ihr Motto lautet „Kreativglut statt Sparwut“. Drei Wochen lang wollen die Kulturschaffenden auf sich aufmerksam machen durch Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen. Doch was zunächst klingt wie eine Protestaktion der Basis, ist eigentlich nur ein Veranstaltungsprogramm, das die Heinrich Böll Stiftung angestoßen hat. Ein Veranstaltungsprogramm, das sich nur marginal von dem unterscheidet, was die Kulturveranstalter ohnehin geplant hatten. Neu ist immerhin die Podiumsdiskussion „Ist das Kunst oder kann das weg …“

Hintergrund der Idee, das Thema Kulturpolitik aufzugreifen, ist eine Spardebatte in Kiel. Erst im Juli hatte der Oberbürgermeister Torsten Albig (SPD) angekündigt, ein kommunales Ausstellungs- und Kulturzentrum, die Stadtgalerie, zu schließen. Vor einigen Wochen erklärte sich dann eine Stiftung bereit, mit 48.000 Euro rund ein Drittel des Etats zu übernehmen. Der Gönner bleibt anonym, die Stadtgalerie ist gerettet. Bürgermeister Albig forderte in den Kieler Nachrichten eine Diskussion über die Frage, ob man zusätzliches bürgerschaftliches Engagement und finanzielle Unterstützung für die Kultur organisieren könne.

Die Kulturpolitik-Debatte kommt also von oben und dementsprechend haben sich auch das Kulturforum der Kieler SPD und die Ratsfraktion der Grünen der Initiative angeschlossen. Eine gemeinschaftliche Debatte darüber, wie die Kultur mit Sparzwängen umgehen soll, wünscht sich auch Kiels Kulturdezernent Gert Meyer (CDU). Finanziert wird die Initiative vor allem von der Böll Stiftung, die Stadt beteiligt sich nicht direkt.

Die über 60 Veranstaltungen, die in den drei Wochen im Namen der Initiative laufen, sind mit wenigen Ausnahmen Veranstaltungen, die ohnehin geplant waren. Eine Ausnahme bildet das Theater Kiel, das mit Probenbesuchen und Führungen Extraangebote macht. Handelt es sich also schlicht um eine Werbeaktion, bei der alter Wein in neuen Schläuchen angeboten wird? Verena Voigt, die mit ihrer Agentur die PR für das Projekt macht, winkt ab. Um Werbung gehe es nicht. Sondern darum, Fragen zu stellen wie die, welchen Wert Kultur für die Gesellschaft habe. Aber lässt sich das Motto „Kreativglut statt Sparwut“ ganz ohne Protest verhandeln? „Wir machen eine weiche Opposition“, sagt Voigt. „Um dann gleich positiv weiterzuarbeiten.“

Auch Heino Schomaker, Geschäftsführer der Heinrich Böll Stiftung, sagt: „Wir sparen uns die Oppositionsposition.“ Diskutiert würden auch Fragen zur Infrastruktur, zu günstigen Flächen und Freiräumen, in denen etwas entstehen könne.

Bei der Diskussion am 15. November werden aus Kiel der SPD-Kulturpolitiker Wolfgang Röttgers und die Muthesius Kunsthochschul-Professorin Kerstin Abraham dabei sein. Sie treffen unter anderem auf den grünen Landespolitiker Robert Habeck und den VHS-Verbandsdirektor Martin Lätzel. KRISTIANA LUDWIG

Podiumsdiskussion „Ist das Kunst oder kann das weg …“: 15. 11., 19 Uhr, Opernhaus Kiel