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Archiv-Artikel

Pac Man is still alive

Mit der Ausstellung „Amiga und Co“ wird ein Hobby zur Ausstellung erhoben. Eine einmalige Chance, im historischen Ambiente Computerspiele von früher zu zocken

Nur nicht zu viel Licht. Erst das Souterrain schafft die stilechte Atmosphäre, die vergitterten Fenster, die Autos, die draußen auf dem Kopfsteinpflaster vorbeibrettern. Schummrig muss es sein. Dann fallen auch die Abdrücke nicht auf, die der rote „Feuerknopf“ des Joysticks auf dem Finger hinterlässt, nach Hunderten von Ballerschüssen. Selbst die Schmerzen im Handgelenk vom ewigen Rütteln am Steuerknüppel wirken hier ein wenig gedämpft.

Wer hierher kommt, gehört zu den „Thirtysomethings“, ist ein Kind der Achtziger. Und hat wohl schon früher auf dem Amiga 500, gespielt. Oder dem Commodore C 64. Oder dem Atari 2600. Einem dieser „Kultcomputer“ der Achtziger eben, die heute in Museen stehen. Oder in „Ausstellungen“ wie dieser, die sich, ganz zeitgeistig: „interaktiv“ nennen. „Amiga und Co“ heißt sie. Eigentlich müsste die Schrift an dieser Stelle etwas verpixelt erscheinen, so wie damals eben.

Was sich hinter dem Projekt verbirgt? Eine ganz schlichte Idee. „Zocken wie früher“, sagt die Ausstellungsmacherin Ariaane Bliesheuvel. Weit über 100 Computerspiele hat die Soziologiestudentin gesammelt, zum Teil sind sie noch originalverpackt. Klassiker wie „Pac Man“ und „Space Invaders“ gehören dazu, aber auch die „Winter- & Summergames“ und das Abenteuerspiel „Monkey Island“. Der Kinofilm „Fluch der Karibik“ wirkt dagegen fast wie abgekupfert.

Hier kann man sie alle noch einmal spielen. Rund ein Dutzend Computer aus eigener Sammlung hat Bliesheuvel aufgestellt, hauptsächlich Amiga-Rechner. Prachtstück ist eine Leihgabe, aus dem Jahr 1979 datierend: Ein Commodore der „2001 Series“, der sich stolz „Professional Computer“ nennt. Mit einem Arbeitsspeicher von acht Kilobyte ist er allerdings selbst mit den hier vorfindlichen Computerspielen überfordert.

Ein paar Stellwände erklären die Geschichte der Computer, säuberlich unterschieden zwischen Atari, Commodore und Amiga. Dazu gibt es alte Werbefilme, Spieledemos und einschlägige Zeitschriften.

Schließlich ist „Amiga und Co“ nicht nur Gelegenheit zum Daddeln, sondern auch ein Praktikumsersatz für Ariaane Bliesheuvel. „Ich wollte mal eine eigene Ausstellung machen“, sagt sie, und für das Studium im „Event-Management“ wird das Ganze auch anerkannt. Ein soziologisches Interesse hinter der Ausstellung vermutet man indes vergebens, vielmehr könnten die Ausstellungsmacherin und ihre BesucherInnen selbst Gegenstand soziologischer Feldforschung sein.

„Amiga und Co“ entspringt eher einem privaten Hobby – dem Amiga. In Oldenburg hat Bliesheuvel sich sogar ein eigenes „Amiga-Zimmer“ eingerichtet, in das sie sich, gemeinsam mit ihrem Freund, alle zwei, drei Wochen zurückzieht, um zwei, drei Nächte durchzuzocken. Und genau das ist auch das Konzept von „Amiga und Co“.

Angefangen hat alles mit einem Commodore C 64, damals, bei ihrem Onkel. Und ihrem Freund, einem Vertreter der Amiga-Fraktion. „Was, du hattest damals auch einen C64?“, hieß es dann. „Das waren so Seiten“, sagt Bliesheuvel, „die man gar nicht voneinander kannte“. Fünf Jahre ist das jetzt her. Seither sind einige Rechner und Spielekonsolen dazugekommen, bei Ebay ist ein schlichter Amiga heute für rund 60 Euro zu haben. Das Problem sind die Spiele: Nicht jede Diskette bleibt nach zwanzig Jahren noch lange funktionstüchtig. Und Pac Man auf den neuen Windows-Rechner hinüberretten? Das geht zwar. Ist aber nicht stilecht. Jan Zier

Bis 22. Oktober, Am Dobben 111. Öffnungszeiten: 10 bis 24 Uhr. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro