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Archiv-Artikel

Krise nicht vergessen

PROTESTE Tausende wollen in Seoul demonstrieren – gegen den Gipfel und ein Freihandelsabkommen

SEOUL taz | Tausende, vielleicht Zehntausende Demonstranten werden sich an diesem Donnerstag am Hauptbahnhof von Seoul treffen, um gegen den G-20-Gipfel in der südkoreanischen Hauptstadt zu protestieren. Der Unmut richtet sich dabei unter anderem gegen ein Freihandelsabkommen, das die Mitte-rechts-Regierung von Präsident Lee Myung-Bak mit den USA abschließen will.

Ein Teil der Gewerkschaften argumentiert, dass durch dieses Abkommen Arbeitsplätze in Südkorea verloren gehen könnten. Besondere Sorgen haben viele Bauern, die den Import billiger Lebensmittel aus US-Produktion fürchten. Bereits in der Vergangenheit gab es Auseinandersetzungen über die Einfuhr günstigen Rindfleisches aus den USA.

Die Ablehnung des neuen Abkommens wird gegenwärtig dadurch stärker, dass die USA abermals 600 Milliarden Dollar auf den Geldmarkt werfen wollen. Diese Maßnahme drückt den Wert des Dollars, verbilligt US-Exporte und verschärft die Konkurrenz zu den südkoreanischen Bauern, die bislang noch relativ geschützt produzieren.

Zur Kundgebung am vergangenen Sonntag seien rund 40.000 Menschen erschienen, berichtet Peter Wahl, der Proteste und Gipfel für Attac beobachtet. Die Veranstaltung im Zentrum Seouls hatte Volksfest-Charakter. Viele Familien waren mit Kindern gekommen.

Der Zulauf ist auch deshalb groß, weil vielen Koreanern die Auswirkungen der asiatischen Finanzkrise von 1997/98 noch lebhaft in Erinnerung sind. Damals stieg die Arbeitslosigkeit stark. Die Demonstranten verlangen nun, dass die Regierung und die G 20 sie vor ähnlichen Folgen der jüngsten Krise schützen sollen.

Bislang blieben die Proteste friedlich. Anlässlich öffentlicher Aktionen stehen in den Nebenstraßen gleichwohl Tausende Polizisten in Kampfmontur mit Wasserwerfern bereit. Laut Regierung sind 50.000 Polizisten im Einsatz, um den ersten G-20-Gipfel zu schützen, der in einem Schwellenland stattfindet.

Am Mittwoch ging ein Alternativkongress, das Gegenstück zum offiziellen G-20-Gipfel, zu Ende. Zu der Diskussionsveranstaltung waren allerdings nur rund 150 Personen erschienen, einige von ihnen aus Südamerika und Afrika. HANNES KOCH