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Archiv-Artikel

Die Schnelligkeit des Marco Pantelic

Hertha BSC erkämpft sich ein 2:1 gegen Gladbach. Dabei spielte das junge Berliner Team weitgehend harmlos. Zum Glück brachte Pantelic Tempo ins Spiel. So kann Manager Hoeneß weiter Momentaufnahmen einer Achterbahnfahrt sammeln

von Johannes Kopp

Frust war schon da. Hoffnung kam während des Spielverlaufs hinzu. Und aus diesem Gemisch entstand trotzige Selbstironie. Die Gladbacher Anhänger mussten zuletzt in der Fremde etliche Niederlagen mit ansehen, doch im Berliner Olympiastadion spekulierten sie Ende der ersten Halbzeit auf einen Bruch der Negativserie. Sie glaubten zu erkennen, dass die bis dahin gezeigte Harmlosigkeit der Herthaner System hat. So stimmten sie die Vereinshymne der Berliner Fans an – mit veränderter Textfassung: „Nur gegen Hertha verlieren wir nicht.“ Da stand es 0:0.

Nach dem Schlusspfiff stellte sich auch dieser humorige minimalistische Ansatz als Illusion heraus. Hertha gewann 2:1. Selbst Gladbachs Trainer Jupp Heynckes empfand dies als zwangsläufig. „Ich kann doch nicht zaubern“, blaffte er die Journalisten nach der Partie an.

Dabei wäre die Niederlage ganz ohne Magie zu verhindern gewesen. Das Spiel war nur in seiner Durchschnittlichkeit vollkommen. Die Berliner bemühten sich redlich wie die Gäste und offenbarten fast genauso viele Unzulänglichkeiten. Gewinnt man eine solche Partie, heißt das auf Fußballdeutsch „Arbeitssieg“.

Exakt auf diesem Begriff baute Herthas Trainer Falko Götz seine Spielanalyse auf. Wie Heynckes musste auch Götz in der Rückschau die fehlende Reife seines Kaders hervorheben. „Wir haben junge Spieler, die mit der einen oder anderen Situation noch nicht zurechtkommen“, sagte er. Mit dieser unbestimmten Formulierung meinte Götz wahrscheinlich vor allem den geballten Rückzug der Gladbacher vors eigene Tor. Ob Alt oder Jung, die gesamte Berliner Mannschaft tat sich gegen die defensiv eingestellten Gladbacher schwer. Mit dem nach vier Wochen wieder genesenen Yildiray Bastürk wirkte das Spiel von Hertha zwar strukturierter, doch kombinierte man in der ersten Halbzeit fast ausschließlich vor dem Abwehrwall der Borussen, ohne dass sich irgendeine Lücke aufgetan hätte.

Das Führungstor von Pal Dardai in der 49. Minute verdeutlichte, was bis dahin gefehlt hatte: Schnelligkeit. Eine flinke Ballstafette brachte den Ungarn in hervorragende Schussposition – so geschwind, dass sich selbst Dardai hinterher vergewissern musste: „Der letzte Pass kam von Pantelic, oder?“ Richtig. Marko Pantelic war es auch, der nach einem feinen Dribbling durch den Strafraum das entscheidende Siegtor erzielte.

„Das war sehr wichtig für die Seele der Mannschaft“, freute sich Dardai. Bei der jungen Hertha-Elf wechseln die Gefühlslagen in dieser Saison von Spiel zu Spiel. Manager Dieter Hoeneß spricht von einer Achterbahnfahrt. Das liegt jedoch weniger an der Wankelmütigkeit der Jugend als an der vom Spielplan vorgesehenen Abfolge von Heim- und Auswärtsspielen. Ähnlich wie Gladbach punktet Hertha vornehmlich zu Hause. Das Team pendelt wie ein Pingpongball zwischen Tabellenspitze und Mittelfeld hin und her.

Dabei hat Hoeneß seine Liebe zu dem Wort „Momentaufnahme“ entdeckt. Insbesondere nach Siegen gebraucht er es gerne, um der Mannschaft den Druck zu nehmen. So bezeichnete er auch am Samstag den Erfolg gegen Gladbach und das Vorpreschen auf Platz drei als eine Momentaufnahme. Als Hoeneß zur Tagesleistung von Kevin Boateng befragt wurde, erkannte er auch da „tolle Momente“.

Letzte Woche sprach er sogar nach der Niederlage in München von der Momentaufnahme, weil die Enttäuschung über Herthas Leistung allzu groß war. Jetzt hofft der Manager, dass der Erfolg gegen Gladbach der Anfang einer Serie von tollen Momenten sein könnte. „Jetzt kommen mit Cottbus, Nürnberg und Bielefeld die wichtigen Spiele“, betonte er. Womöglich wird Hoeneß im Sommer die ganze Saison zur Momentaufnahme erklären, als Mosaikstein eines großen Masterplans.