: Ozonloch so groß wie Russland und USA
Extreme Kälte am Südpol lässt den UV-Schutzschild auf Rekordgröße wachsen. Klimawandel verstärkt Ozonmangel
BERLIN taz ■ Das Ozonloch über der Antarktis hat neue Rekordausmaße erreicht. Ende September war in der Stratosphäre über dem Südpol auf einer Fläche von rund 27,5 Millionen Quadratkilometer keinerlei Ozon mehr messbar. Das haben Daten der US-Raumfahrtbehörde Nasa und der europäischen ESA ergeben. Damit ist das Ozonloch erstmals so groß wie Russland und die USA zusammen.
Die Ozonschicht filtert einen Großteil der ultravioletten Strahlung aus, die beim Menschen unter anderem Hautkrebs verursachen kann. Alljährlich ist der Ozonschwund im September wegen des Höhepunktes des südpolaren Winters am größten. „Um die Ozon-Moleküle (O3) in der Stratosphäre (15 bis 25 Kilometer Höhe) zu zerstören, sind Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) sowie mindestens eine Kälte von minus 78 Grad Celsius erforderlich“, erklärt Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. Am Nordpol ist es etwas wärmer als in der Antarktis, weshalb hier die Ozonschicht zwar stark angegriffen ist und oft auch aufreißt, ihre Zerstörung aber etwas langsamer voranschreitet.
In letzter Zeit hat sich der Rückgang von Ozon erheblich verstärkt: 2005 wurde über der Antarktis der drittniedrigste je gemessene Stand an Ozon nach 2000 und 2003 ermittelt – was die Forscher erstaunt. Denn die Hauptschädiger FCKW, früher vor allem in Kühlschränken oder Klimaanlagen verwendet, gibt es nicht mehr. 1987 hatte sich die Welt im Montrealer Abkommen verpflichtet, keine Ozonkiller mehr zu produzieren. Nur die ärmsten Länder dürfen FCKW noch verwenden.
Dass sich dieses Problem wieder verschärft hat, könnte durch neue Wetterextreme infolge des Klimawandels begründet sein. Messungen hatten ergeben, dass es Ende September am Südpol etwa fünf Grad Celsius kälter war als im langjährigen Mittel. Dadurch sei die Größe des Ozonlochs zusätzlich um etwa drei bis vier Millionen Quadratkilometer gewachsen. Nach Schätzungen der Weltwetterorganisation (WMO) wird es bis zum Jahr 2065 dauern, bis das Ozonloch wieder vollständig verschwunden sein wird. NICK REIMER
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