Fleisch gegen die Welt

MASSENMAST Landwirtschaftsministerin Grotelüschen verteidigt Geflügelindustrie und lobt Agrarexporte

In Mastställen sind 25 Hühner pro Quadratmeter untergebracht

Als wirtschaftlich geboten hat Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen (CDU) am Donnerstag im Landtag die Massentierhaltung verteidigt. Nutztierhalter müssten „ihre Betriebskosten optimieren“, argumentierte Grotelüschen, die als Ministerin auch über die Einhaltung des Tierschutzgesetzes in Niedersachsen wachen muss.

Der von der Opposition kritisierte Bauboom fabrikartiger Mastställe sei durch „zunehmenden Wettbewerb“ und „preisbewusstes Einkaufsverhalten der Verbraucher“ bedingt. Falsch sei es aber, „die Haltung einer großen Anzahl von Tieren mit einem zu geringen Tierschutzstandard“ gleichzusetzen. In Mastställen sind 25 Hühner pro Quadratmeter untergebracht. Doppelt schaden die Anlagen der Gesundheit ihrer Nachbarn: Aerosole belasten die Luft, Ammoniak Böden und Trinkwasser. Obwohl EU-weit mehr Geflügelfleisch produziert als gegessen wird, steigt die Erzeugung derzeit gerade in Niedersachsen rasant an: Hier werden mittlerweile 53 Prozent des deutschen Federviehs erzeugt. Deshalb hatte kürzlich der Agrarwissenschaftler Hans-Wilhelm Windhorst ausgerechnet im DGS-Magazin, dem offiziellen Organ der Geflügelindustrie, Zurückhaltung gefordert: Dem Forscher aus Vechta zufolge führt der – von Niedersachsen subventionierte – Wachstumskurs in den Kollaps. Den Einwand nannte Grotelüschen „grundsätzlich berechtigt“. Anlass zur Sorge bestehe indes nicht: Die Geflügelindustrie habe ja auch den Export im Auge.

Tatsächlich werden Russland und Westafrika gezielt mit gefrorenem Fleisch beliefert: So hat beispielsweise allein Benin im ersten Halbjahr 2010 laut evangelischem Entwicklungsdienst (EED) 62.400 Tonnen EU-Geflügel importiert – fast 7,5 Kilo pro Einwohner. Die heimische Produktion dort hat das zerstört, so der EED. BES