: Selbst-Los
Ein merkwürdiges Mädchen bringt ansteckende Schlaflosigkeit ins Dorf. Der ständige Wachzustand hat grausame Auswirkungen: Das Vergessen greift um sich. Die Bezeichnungen der Dinge und ihre Funktion, aber auch die eigene Geschichte – die ganze Persönlichkeit – entgleiten unrettbar. Drei Schauspielerinnen untersuchen in einer Inszenierung von Julia Kastner nach García Márquez’ „Hundert Jahre Einsamkeit“ die Auswirkungen des Fluchs von Schlaflosigkeit, Vergessen und Einsamkeit: das Unvermögen, eine bewusste Beziehung zu sich, der Welt und den anderen herzustellen. Alles scheint ihnen zu entgleiten und zerfällt in bruchstückhafte Bilder und zerfranste Betrachtungen. Der Tisch heißt nicht mehr Tisch. Menschen werden zu Schatten aus verblassender Erinnerung und erfundener Wirklichkeit. Sich verlierende Verbindungen zwischen Bildern, Begriffen, Sprache und Persönlichkeit sind Thema des Stücks. Das Gastspiel der Zuckerhut Theaterproduktion in der Theaterkapelle spiegelt so, geschickt inszeniert und mit kraftvoller Intensität gespielt, gesellschaftliche Realität wider.