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Archiv-Artikel

Pinochets geheimes Golddepot

Der chilenische Exdiktator soll tonnenweise Gold in einem Depot in Hongkong versteckt haben. Pinochet dementiert, die Regierung lässt untersuchen

„Das einzige Gold, was ich besitze, ist mein Ehering“

BERLIN taz ■ Neuer Vorwurf an Chiles Exdiktator Augusto Pinochet Ugarte: Bei einer Bank in Hongkong soll er 9,62 Tonnen Gold deponiert haben. Al Landry, ein Goldhändler in Los Angeles, habe Anfang Oktober das Angebot erhalten, Gold aus einem Lager bei der Hongkong & Shanghai Banking zu verkaufen. Die Dokumente, die das Angebot begleiteten, wiesen eine Kontoeröffnung vom 7. November 1980 aus und unter dem Datum 12. Oktober 2004 einen Bestand von 9,62 Tonnen Gold 99,9-prozentiger Reinheit –ausgestellt auf die Initialen „APU“, Augusto Pinochet Ugarte. Marktwert: rund 160 Millionen US-Dollar.Das habe das Misstrauen des Händlers erregt, der daraufhin am 13. Oktober das chilenische Konsulat in Los Angeles benachrichtigt habe, berichtet die Zeitung El Mercurio.

Sollte sich die Existenz dieser Menge Gold auf den Namen des Exdikators bestätigen, wäre das ein weiterer Skandal, der auch die letzten Anhänger des früheren Militärherrschers verschrecken dürfte. Die hatten den Glauben in ihr Idol schon weitgehend verloren, als 2005 bekannt wurde, dass Pinochet Millionenbeträge auf Konten der Riggs Bank in den USA deponiert hatte. Vorher hatte Pinochet ihnen als unbestechlicher Militär gegolten. Die extreme Rechte vermutet ganz im Einklang mit der Familie Pinochets ein Manöver der sozialistisch geführten Regierung der Präsidentin Michelle Bachelet, um von einer schwelenden Affäre über missbräuchliche Verwendung von Gelder des Sportministeriums abzulenken – ein Vorwurf, den die Regierung umgehend zurückwies.

Acht Millionen US-Dollar, die Pinochet in der Riggs Bank deponiert hatte, dienen inzwischen der in Madrid ansässigen „Fundación Presidente Allende“ als Grundstock für Entschädigungszahlungen an die Opfer der Diktatur bzw. ihre Angehörigen. Vorsitzender der Entschädigungskommission ist der deutsche Pfarrer und ehemalige Amnesty-international-Generalsekretär Helmut Frenz.

Pinochet bestreitet, dass er mit dem Gold irgendetwas zu tun habe. „Das einzige Gold, was ich besitze, ist mein Ehering“, habe er im Kreise seiner Familie gesagt, teilte Pinochets Rechtsanwalt Pablo Rodríguez in Santiago mit. Wenn an der Gold-Geschichte doch etwas dran sei, werde er der Erste sein, der das Mandat niederlege, ergänzte Rodríguez. Pinochets Ehefrau Lucia Hiriart schimpfte gegenüber Journalisten, bei den Berichten handele es sich um weitere Falschmeldungen, die das Ansehen ihres Mannes schmälern sollen.

Auch Chiles Regierung ist bislang über den Wahrheitsgehalt der Berichte im Unklaren. Außenminister Alejandro Foxley kündigte am Mittwoch an, ein Sondermittler werde die Angelegenheit untersuchen. „Wenn diese Information bestätigt würde, wäre das wirklich sehr schwerwiegend“, sagte Foxley einem Radiosender. Weiter erklärte er: „Die Gerichte müssen eine Verfügung ausstellen, um diese Depots einzufrieren, wenn sie denn existieren. Aber dazu müssen sie zunächst überprüfen, ob die Information vertrauenswürdig ist.“

Über die vermutete Herkunft des Goldes gibt es derzeit nur Spekulationen. El Mercurio weist darauf hin, dass die chilenische Zentralbank ihre Reserven seit den 80er-Jahren von Gold auf Wertpapiere und Devisenbestände bei ausländischen Banken umgestellt habe. Das könnte nun allerdings mit dem Eröffnungsdatum des Hongkonger Depots einhergehen. Chiles Zentralbankchef Vittorio Corbo allerdings besteht darauf, dass alle Goldverkäufe selbstverständlich penibel dokumentiert seien.

Die chilenische Filiale der in 76 Ländern operierenden Hongkong & Shanghai Banking (HSBC) erklärte in einer ersten offiziellen Stellungnahme, sie wisse nichts von Golddepots auf den Namen des Exdiktators – werde aber weiter danach suchen.

BERND PICKERT