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Archiv-Artikel

„Natürlich mit Zahnpasta“

Kabarett Ex-Hürdenläufer Dieter Baumann kämpft im Haus des Sportes um die Pointe

Dieter Baumann,

■ 45, ist Rekordhalter im Langlauf. Seine Sportlerkarriere endete durch Doping-Anschuldigungen. Seitdem ist er Kabarettist und taz-Kolumnist.

taz: Herr Baumann, Ihr Programm heißt „Currywurst, Kenia, Körner“. Bleibt da noch Raum für Nandrolon, Zahnpasta und Doping-Verdacht?

Dieter Baumann: Nandrolon kennt keiner, aber mit Zahnpasta verbinden mich viele. Das muss natürlich im Programm vorkommen. Da war ich mit meinen Kabarett-Beratern einig.

Kommt die Selbstironie an?

Das Publikum sieht zuerst den Athleten Baumann. Es braucht Zeit, den Bühnenmenschen Baumann, kennen zu lernen. Darum kommt die Zahnpastatube erst kurz vor der Pause und im zweiten Teil ins Spiel. Meine Zuhörer sind zufrieden, sie lachen.

Und nach der Vorstellung?

Ich denke, die Schlagworte und Schlagzeilen von gestern verblassen. Die Wirkung ist immer sofort eine andere, wenn man sich unerwartet präsentiert. Viele haben mir diese neue Rolle gar nicht zugetraut.

Ist ein Kabarett-Abend denn so anstrengend wie ein 5.000-Meter-Lauf?

Nein, 5.000 Meter auf der Bahn sind anstrengender. Da geht es an körperliche Grenzen. Auf der Bühne spiele ich mit dem Publikum, das ich einbeziehen will. Im Stadion laufe ich alleine. Aber beides ist wie ein Wettkampf. Auf der Bühne muss ich auch kämpfen, um jeden Witz, um jede Pointe.

und um den Applaus statt um Rekorde?

Auf der Bühne wird nicht in Sekunden gemessen. Um beim Publikum anzukommen, muss die Zeit nicht stimmen. Ich wage nicht zu behaupten, dass ich es kann, aber dem Publikum scheint es zu gefallen. INTERVIEW: KARSTEN KRÜGER

19 Uhr, Haus des Sports, Eduard-Grunow-Straße 30