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Archiv-Artikel

Heimspiel für Hansi

James Last im Bremer AWD Dome: Neben dem obligatorischen Wiener Walzer hat er auch Nummern von „U2“ und Shakira im Programm. Zwischendurch foppt er sein Publikum und trägt sogar wieder einen seiner weißen Anzüge

Von SOCK

„So toll unser Erfolg jetzt ist, ewig wird das sicherlich nicht so weitergehen“, orakelte James Last auf seiner ersten Deutschlandtournee, 1970 war das. „Wahrscheinlich stehe ich als Sechzigjähriger mit einer Drehorgel auf Sylt und mache Musik für die Badegäste.“ Pustekuchen: Mittlerweile ist er 77 Jahre alt und füllt immer noch die großen Hallen. So wie am Samstagabend den AWD Dome in Bremen.

James-Last-Konzerte sind immer wie eine große Partysause nebst Luftschlangen und Feuerwerk. Es fehlt eigentlich nur das Buffett. Das 40-köpfige Orchester mit Streichern, Trompeten, Posaunen und so weiter hat so ziemlich jeden Song im Repertoire, der gerade en vogue ist oder es irgendwann in James Lasts langer Schaffenszeit mal war. Mit einem „Abba“-Medley kann er ebenso aufwarten wie mit Juanes „La Camisa Negra“ oder Shakiras „Hips don’t lie“. Der Mann geht mit der Zeit. Auch wenn das überwiegend ältere Publikum da zuweilen hinterherhinkt. So bittet er bei der „U2“-Rocknummer „Vertigo“ zum Tanz. Und schmunzelt hinterher darüber, dass die Leute nicht ihren Stock beiseite stellen und ausgelassen mitzappeln. „Rock ’n’ Roll war wohl nicht so euer Ding?“, fragt er nach dem Stück herausfordernd in die Menge, nur um darauf mit „aber einen Walzer kriegt ihr doch wohl hin“ zu provozieren. Mit Erfolg: Bei der Adaption von Johann Strauß’ „Geschichten aus dem Wienerwald“ wiegen sich gut 20 Pärchen vor der Bühne hin und her, während weniger Mutige in den Reihen schunkeln. Bei „Downtown“ strömt ein ganzer Pulk auf die Tanzfläche, um später, bei der Polonaise, hinter Trompeter Chuck Findley her klatschend durch den Saal zu ziehen.

Als James Last nach der Pause ganz in Weiß auf der Bühne erscheint, geht ein Raunen durch die Menge. „Ich werde es dem Schneider berichten“, freut sich Last. Regelmäßig bekomme er Post, drei Viertel davon drehten sich um sein Outfit. Immer wieder die Frage: „Hansi, wo sind denn deine weißen Anzüge hin?“ Da habe er diesen „wieder rausgekramt. Der ist über 20 Jahre alt.“ Aber top in Schuss. Wie James Last selbst. Und so verspricht er auch dem Publikum in Bremen: „Auch wenn das hier ‚Abschiedstournee‘ heißt – ich mache weiter.“ SOCK