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Archiv-Artikel

„Ich wollte nicht urteilen“

Mit „Krieg der Frauen“ (20.15 Uhr, ZDF) liefert Katinka Feistl einen Film über Mütter und ihre Ansprüche an sich selbst. Die Regisseurin im Interview über Frauenfilme und Frauenfreundschaften

INTERVIEW SUSANNE LANG

taz: Frau Feistl, „Krieg der Frauen“ ist Ihr dritter Film, in dem Frauen im Mittelpunkt stehen. Sind Männer zu langweilig?

Katinka Feistl: Ach nein, mit den Männern beschäftige ich mich gerade. Mein neues Filmprojekt heißt „Wenn Männer reden könnten“. Sie haben es mittlerweile auch schwerer, ihre Rolle zu finden, gerade weil sich die Frauen verändern.

Und sich gegenseitig bekriegen, wie in Ihrem aktuellen Film. Ist das die Zukunft der Frauen?

Im Gegenteil. Meine Geschichte handelt ja von einer Frauenfreundschaft. Für mich persönlich ist das eine sehr wichtige Form der Beziehung. Ich habe selbst ein paar wirklich gute alte Freundinnen, und die liebe ich auch. Was diese Beziehung neben all den schönen Momenten ausmacht, sind die Krisen, durch die man gemeinsam gehen muss und kann.

Krise, das klingt nach Psychodramen – in Ihrem Film prallen aber doch zwei eher stabile Frauenpersönlichkeiten aufeinander?

Wie bei jeder Frauenfreundschaft spielt auch bei den beiden Protagonistinnen Neid oder Eifersucht eine große Rolle. Jede lebt zwar das Leben, das für sie gemäß ist, aber wünscht sich gleichzeitig das vielleicht riskantere oder auch harmonischere Leben der Freundin. Darum geht es in „Krieg der Frauen“: um zwei verschiedene Lebensmodelle, um eine arbeitende, allein erziehende Mutter und eine Hausfrau und Mutter. Ein Satz aus dem Film, den ich toll finde, bringt es schön auf den Punkt: Sie muss so sein wie ich, sonst stellt sie mich in Frage.

Womit sich Ihr „Krieg“ perfekt in die aktuelle Debatte über einen vermeintlich gescheiterten Feminismus fügt?

Vorrangig geht es vielleicht um das Thema, welche von beiden die bessere Mutter ist, welche ihre Kinder besser erzieht. Aber mein Hauptthema war die Freundschaft der beiden.

Das ZDF selbst verkauft den Film als klares Statement in der Diskussion „Hausfrau“ versus „Rabenmutter“. Darum ging es Ihnen aber nicht?

Ich wollte in der Geschichte kein Urteil abgeben. Für uns arbeitende Frauen ist die Hausfrau selbstverständlich nicht die Figur, mit der wir uns identifizieren. Aber ich wollte sie deshalb nicht als Vertrutschte oder Unsympathische darstellen, denn so toll ist die arbeitende Sophie auch nicht, wenn es um ihre Kinder geht. Sie ist eben oft nicht da, wenn sie sie brauchen. Mir ging es um den Konflikt, den diese beiden Frauen haben – der wohl auch unlösbar bleiben wird.

Sie meinen das Problem der Vereinbarkeit von Kind und Beruf?

So wie unsere Gesellschaft im Augenblick noch strukturiert ist, muss man sich entscheiden. Entweder Kind oder Beruf. Ich meine, es geht doch nicht an, dass man genötigt wird, als Mutter zu Hause zu bleiben – und schon gar nicht, wenn sie kaum eine Chance hat, in den Beruf zurückzukehren.

Einen Vorschlag für eine Lösung geben Sie im Film: Am Ende helfen sich die beiden Freundinnen gegenseitig. Wäre das ein Modell?

Welche politische Lösung in Deutschland gefunden werden muss, ist eine andere Frage – und da muss eine gefunden werden. In anderen Ländern gibt es sie ja bereits, zum Beispiel auch in Polen, wie im Film über die Figur des polnischen Kindermädchens auch angedeutet wird. Sie hat drei Brüder, und ihre Mutter hat gearbeitet, aber die polnischen Mütter helfen sich gegenseitig. Im Film wird das wieder möglich, als sich die beiden ihre Eifersucht eingestehen können, ihre Masken ein wenig fallen lassen und sich versöhnen.

Die beiden Schauspielerinnen, Birge Schade und Gesine Cukrowski, sind selbst Mütter – wie viel steckt von deren eigener Lebenserfahrung in der Geschichte?

Wir haben uns während des Drehs ständig Geschichten erzählt, von anderen Frauen und Müttern. Aber die Rollenverteilung entspricht nicht der Einstellung der beiden. Man hätte die sie genauso gut tauschen können. Birge hatte zum Zeitpunkt des Drehs noch kein Kind, hat sich aber ganz uneitel und mit ihrem ganzen Temperament in die etwas unvorteilhaftere Rolle der Hausfrau-Mutter geworfen.

Woher stammt Ihr persönliches Interesse an Geschichten über „Frauen“?

Naja, ich erzähle Geschichten über Dinge, die mich als Frau in den letzten Jahren bewegt haben. Zwei Filme, „Siehst du mich“ und „Bin ich sexy?“, habe ich über dicke Mädchen gemacht. Mich hat interessiert, was es in unserer Gesellschaft bedeutet, als Frau nicht dem Schönheitsideal zu entsprechen.

Befürchten Sie nicht, dass Sie in die Schublade „Frauenfilmerin“ rutschen – zumal das Fernsehen gerade die Frau mit und ohne Kind als neues Thema entdeckt?

Ich hoffe nicht, dass ich in einer lande. Aber es stimmt, viele Sender haben zurzeit die Linie, vor allem für Frauen Filme zu produzieren. Der Grund ist ganz banal: Sie fernsehen mehr als Männer.