: Wo ist das Netz zum Ausruhen?
betr.: „Tatort Familie“, taz-dossier vom 28. 10. 06
Wir haben fünf kinder im westen des landes. soweit ich sehe, kümmert sich niemand darum, wie wir klarkommen. erziehungsgeld für das letzte kind für zwei jahre? kindergarten mit glück ab drei jahren, dann bitte pünktlich mittags abholen? das arbeitsamt erwartet volle verfügbarkeit im ganzen bundesgebiet, sonst kein geld? ranzen und hausaufgaben täglich kontrollieren? außerdem gutes essen bereiten, die bude in schuss halten, kinder sorgsam erziehen? geschenkt. aber wer ist da, wenn es uns mal dreckig geht? wenn wir nicht mehr können und uns die ganze bagage zum hals raushängt? wenn freunde, nachbarn und verwandte keine zeit haben? wie lange warten wir auf termine bei arzt, beratungsstelle oder psychologen? wo ist das netz, in dem man mal ein paar stunden ausruhen kann, wenn man befürchtet, bald auf die kinder loszugehen, die trotz allem hunger und hausaufgaben haben, wäsche brauchen, spielen und erzählen wollen und auch mal streiten und quaken?
SVENJA TIDOW, Appen-Etz
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