KURZKRITIK: „AXOLOTL ROADKILL“
: Sumpfblüten auf der Bühne

Fünf Schauspieler stehen auf der Bühne, vier Damen, ein Herr – und alle behaupten, Mifti zu sein

„Axolotl Roadkill“ ist Bewusstseinstheater. Regisseur Bastian Kraft und sein Dramaturg Tarun Kade haben die innere Realität Miftis, der jugendlichen Heldin von Helene Hegemanns Roman, um den es Anfang des Jahres so viel Wirbel gab, auf die Bühne gebracht. Heraus gekommen ist eine Mischung aus Revue, Film und Zirkus, eine phantastische Farce voll surrealer, greller und verrückter Szenen.

Fünf Schauspieler stehen auf der Bühne, vier Damen, ein Herr – und alle behaupten, Mifti zu sein. Das ist konsequent, denn auch wenn sie mal in eine andere Rolle schlüpfen, so verkörpern sie ja nicht die andere Figur, sondern Miftis Vorstellung von ihr. Am wichtigsten erscheint die Mutter, die offenbar an Depressionen litt. Ihr Tod hinterlässt bei Mifti ein Trauma. So ergibt sich das Bild eines phantasievollen Teenagers, der nicht erwachsen werden möchte, und immer wieder von untröstlicher Trauer übermannt wird. – Ein plausibler Ansatz, „Axolotl Roadkill“ für die Bühne zu gewinnen.

Dennoch: Der Roman ist besser. Er zeigt eindringlicher die Orientierungslosigkeit junger Leute – und einige Gründe dafür. In Helene Hegemanns Schilderung der Sumpfblüten Berlins liegt eine originelle und überzeugende, weil konkrete Gesellschaftskritik – verbunden mit der Attacke auf die Altvorderen, die die jungen Leute im Stich lassen. ULRICH FISCHER