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Archiv-Artikel

Deutsch-österreichisches Feingefühl

TENNIS Nach dem Ausscheiden im ATP-Finale macht das Wimbledonsiegerdoppel Petzschner/Melzer auf derselben Insel Urlaub

Dopingkontrollmuffel Petzschner will wieder Davis Cup spielen

LONDON taz | In den kleinen Tüten, die sie aus der Halle trugen, steckten ein paar Abschiedsgeschenke, denn nun ist es offiziell: Saisonende, Feierabend, Ferienzeit. Zugegeben, Philipp Petzschner und Jürgen Melzer hätten vorher gern noch das Wochenende in London verbracht, aber dazu reichte es nicht mehr. Mit einem Sieg und zwei Niederlagen verpassten sie die Vorschlussrunde beim ATP-Finale. Aber das beste Geschenk steckte nicht in den Tüten. Es war die Bestätigung, in der Tat zum Kreis der Besten zu gehören, und die Wirkung dieser Erkenntnis wird, da sind sich beide sicher, eine Weile anhalten.

Schon nach dem ersten Satz im entscheidenden Spiel gegen die Polen Mariusz Fyrstenberg und Marcin Matkowski war klar, dass es nichts mehr mit dem Halbfinale werden würde, denn dazu hätten sie in zwei Sätzen gewinnen müssen. „Wir waren einfach nicht gut genug, alles in allem“, gab Petzschner zu. Was in etwa das Gegenteil der kompletten Saisonbilanz ist, in der sie zur allgemeinen Überraschung Wimbledonsieger wurden und beim Turnier in Zagreb einen weiteren Doppeltitel gewannen. Die Freunde aus Deutschland und Österreich sind sich einig, im nächsten Jahr nach demselben Prinzip wie in diesem vorzugehen, das da lautet: Einzel hat Priorität, aber bei den großen Turnieren wollen wir zusammen Doppel spielen. Wobei sie von den Erfolgen dieses Jahres zehren können, denn 2011 werden sie bei Grand Slams zu den gesetzten Spielern gehören, was die Sache ein wenig leichter macht.

Sie profitieren beide von der gemeinsamen Arbeit, im Doppel wie im Einzel. Petzschner sagt, Melzers Erfolge im Einzel seien ein guter Ansporn für ihn; der Österreicher hatte als Elfter der Rangliste die Qualifikation für das ATP-Finale nur knapp verpasst. „Ich habe bei Jürgen gesehen, wie weit man mit harter Arbeit kommen kann; er hat für mich Vorbildfunktion. Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr verletzungsfrei spielen kann und dass wir im Davis Cup vielleicht mal wieder ins Halbfinale kommen.“

Den Ärger und die Irritationen, die es in diesem Jahr um das Thema Davis Cup gegeben hatte, sind abgehakt; im nächsten wird er die geforderte Athleten-Vereinbarung mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur unterschreiben und seinem Einsatz stünde nichts mehr im Wege.

Und irgendwie sind P & M inzwischen so gut aufeinander eingestellt, dass sie ohne Absprache die gleichen Dinge tun. Als sie sich vor ein paar Wochen über ihre Urlaubspläne unterhielten, die bei Petzschner offiziell den Status einer Hochzeitsreise hat, meinte der eine: „Ich hab Mauritius gebucht.“ Darauf der andere: „Ich auch.“ Melzer sagt: „Wenn ich schon nicht bei Philipps Hochzeit sein konnte, was ich sehr bedauert hab, dann bin ich wenigstens bei der Hochzeitsreise dabei.“ Sieht also alles gut aus mit der Harmoniewertung fürs nächste Jahr. DORIS HENKEL