Happy Birthday

JUBILÄUM 60 Jahre Kunst am Bau

Das Jubiläum „60 Jahre Kunst am Bau“, das am Donnerstagabend im Bundesbauministerium in der Berliner Invalidenstraße gefeiert wurde, gilt der größten dezentralen Kunstsammlung der Bundesrepublik Deutschland.

Am 25. Januar 1950 hatte der Deutsche Bundestag dem Antrag der Bayernpartei entsprochen, bei Bauten des Bundes einen festgelegten Teil der Bausumme für deren künstlerische Ausgestaltung aufzuwenden. Ihm lag die Vorstellung zugrunde, Kunst solle statt in Museen und Kunsthallen doch besser dort stattfinden, wo die Menschen im Alltag zusammenkommen. Schließlich stehen „Bundesbauten im Licht des öffentlichen Interesses und sind damit eine ausgezeichnete Plattform für zeitgenössische künstlerische Interpretation“, wie Staatssekretär Rainer Bomba bei der Feier sagte.

Nun gut, man kann einwenden, dass wir uns ja bekanntlich jeden Tag im Kanzleramt herumtreiben, im Verteidigungsministerium oder in der Deutschen Botschaft in Taschkent. Aber, wenn wir nicht da sind – das Fernsehen ist es allemal. Deswegen gehört auch Eduardo Chillidas Stahlplastik unabänderlich zum Bild des Kanzleramts. Dazu sah und sieht sich der Bund mit seinem Entschluss, Kunst als integralen Bestandteil seiner öffentlichen Bauvorhaben zu betrachten, in einer Vorreiterrolle. Mit Erfolg: Nichts ist heute schicker als zeitgenössische Kunst in der, vor allem aber speziell für die Konzernzentrale.

Dabei hat der Bund den Vorteil, dass er regelmäßig mit der Expertise von Kunstkommissionen und Sachverständigenbeiräten wie dem Instrument des Wettbewerbs arbeitet. Schwere Unfälle, wie sie beispielsweise die taz-Geschäftsführung mit Peter Lenks berüchtigtem taz-Wandrelief verursachte, lassen sich so vermeiden.

Nachteil des Bundes: Kunst am Bau stellt ein klar dezentrales, für die jeweilige Bauaufgabe konzipiertes und koordiniertes Projekt dar. Pflege, wissenschaftliche Aufarbeitung und Vermittlung liegen daher in der Verantwortung der einzelnen Häuser. Auch wenn Bundesbeamte, etwa Behördenchefs, hier teilweise Großartiges leisten: Wäre eine kleine zentrale Koordinierungsstelle nicht vielleicht ein gutes Geburtstagsgeschenk? Der Geburtstagswunsch der früheren Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth ließ so etwas anklingen. BRIGITTE WERNEBURG