Wie erleben Sie den Klimawandel? Folge 8: Esperanza Aguirre, Präsidentin der Regierung der Region Madrid
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Ort: die Region Madrid, Spanien

Klimawandel: immer längere und häufigere Trockenperioden

Betroffen: rund fünf Millionen Einwohner

Von einem Politikwechsel möchte Esperanza Aguirre nichts wissen. „Madrid ist nicht Afrika“, findet die Landesmutter der Region Madrid angesichts der Idee des spanischen Umweltministeriums, die Bevölkerung per Preiserhöhung zum Wassersparen anzuhalten. Ab 60 verbrauchten Litern pro Tag sollen die Tarife drastisch steigen. „Das geht auf Kosten des Lebensstandards“, argumentiert sie.

In Aguirres populistischer Sichtweise ist es geradezu ein Menschenrecht, dass die Madrilenen weiterhin Wasser verschleudern. Schwimmbecken, Rasen vor dem Einfamilienhaus, 29 Golfplätze – die Einwohner des Landes Madrids gehören zu den spanischen Spitzenreitern beim Wasserkonsum. Woher das Nass nach langer Trockenheit bei leeren Stauseen kommen soll? Andere Regionen müssten Madrid unterstützen, verlangt die konservative Landesmutter, obwohl es auch dort nichts zu holen gibt.

Denn Spanien sitzt auf dem Trockenen. Seit 2004 regnet es so wenig wie seit 60 Jahren nicht mehr. Die Stauseen sind nur zu etwas über 40 Prozent gefüllt. Ganze Regionen haben nur dank eines weit verzweigten Pipeline- und Kanalnetzes überhaupt noch Wasser. Der Klimawechsel ist da. In den letzten Jahrzehnten wurden die Trockenperioden immer länger und immer häufiger.

Dennoch konsumieren die Spanier unbeirrt weiter. Der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 171 Litern. In Deutschland sind es nur 129. In die Landwirtschaft fließen davon 80 Prozent. Tröpfchenbewässerung ist ein Fremdwort. Ganze Anbauflächen werden unter Wasser gesetzt. Das meiste verdunstet ganz einfach. Auch in den Privathaushalten fehlt es am Willen zum Wassersparen. Da wird unter dem laufenden Wasserhahn abgespült und im Hochsommer Rasen gesprengt. Kein Wunder, einmal in der Kneipe zu essen kommt teurer als die monatliche Wasserrechnung einer normalen Familie in einer Stadtwohnung. Und das soll, wenn es nach Aguirre geht, so bleiben.

Trotz Wassermangel wird überall im Lande gebaut, meist ohne Plan, woher das kühle Nass für die künftigen Bewohner und Urlauber kommen soll. Das Land Madrid ist da keine Ausnahme. Doch jetzt weiß Esperanza Aguirre, wie sich dieses Problem lösen lässt. Kürzlich kam die konservative Politikerin von einer Reise nach Israel zurück und präsentierte stolz eine Lösung: Israelische Techniker hätten ihr versichert, dass es möglich sei, regenschwere Wolken am Himmel mit Jodsalzen zu bombardieren und so zum Abregnen zu bringen.

REINER WANDLER