: Tauschringe und Regionalwährungen
In Tauschringen können Mitglieder Waren und Dienstleistungen anbieten. Bezahlt wird in einer Phantasiewährung, wobei sich der Preis in der Regel über die Arbeitszeit bestimmt, die für die Ware respektive Dienstleistung aufgebracht werden muss. Jedes Mitglied des Tauschrings hat ein Konto, auf dem sein Soll und Haben miteinander verrechnet wird. Bei den Regionalwährungen, wie es sie in NRW bereits in Hagen und Düsseldorf gibt, fällt dieses Konto weg, jeder kann die Währung eintauschen und dafür in assoziierten Geschäften einkaufen.
Hintergrund der alternativen Währungsprojekte sind die Ideen des deutsch-argentinischen Kaufmanns und Sozialreformers Silvio Gesell (1862-1930). Für Gesell liegen die wiederkehrenden Produktionskrisen der kapitalistischen Wirtschaftsordnung in der mangelnden Zirkulation des Geldes, das von den Reichen gehortet wird, um Zinsen zu kassieren – anstatt dass es die Nachfrage ankurbelt und damit die Wirtschaft in Schwung hält. Davon ausgehend entwickelte Gesell die Idee einer „Marktwirtschaft ohne Kapitalismus“ mit Freigeld, Freihandel und Freiland. Letzteres heißt, es gibt kein Privateigentum an Boden, jeder kann Land pachten. Gesells Freigeldtheorie hatte großen Einfluss auf nachfrageorientierte Wirtschaftstheoretiker wie John M. Keynes. In der Linken sind seine Ideen sehr umstritten. Hauptvorwürfe sind, dass Gesell den Kapitalismus nicht grundsätzlich in Frage stelle, er ein sozialdarwinistisches Menschenbild habe und antisemitischen und rassistischen Tendenzen Vorschub leiste. SUGInfos: www.tauschring.de, www.inwo.de