Ende eines Sommermärchens

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fan-Projekte warnt bei ihrer Tagung in Bremen vor „Aktionismus“ in den Fußballstadien und einseitigen Schuldzuweisungen an Fans. Zugleich fordert sie mehr Engagement von den Ländern

Es ist kein Zufall, dass sich die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fan-Projekte (BAG) in dieser Woche in Bremen traf. „Hier steht die Wiege der pädagogischen Arbeit mit Fußballfans“, sagt Ralf Busch, Sprecher der BAG. Seit den 70er Jahren werden die Fans schon von der Uni Bremen erforscht, seit 25 Jahren hat Werder ein eigenes Fan-Projekt. „Die Diskussion um Gewalt und Rassismus in den Fußballstadien ist definitiv nicht neu“, sagt Busch. Und das ist auch die Botschaft der Tagung der 33 Fan-Projekte.

Neu hingegen ist die „Task Force“ des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga GmbH (DFL). Ende Oktober wurde sie auf einem Krisengipfel ins Leben gerufen, als Konsequenz aus den jüngsten fremdenfeindlichen Vorfällen und Schlägereien in deutschen Stadien. „Die hat sicherlich ihre Berechtigung“, sagt Busch – und warnt zugleich: „Wir dürfen jetzt nicht in Aktionismus verfallen“.

Die BAG fordert vor allem eine bessere finanzielle Absicherung ihrer pädagogischen Arbeit. Deren Finanzierung kommt in der Regel zu je einem Drittel von DFB oder DFL, den Kommunen sowie den Ländern. Fällt ein Geldgeber aus, droht dass Projekt zu platzen. So wie beim VfL Lübeck: Weil Schleswig-Holstein nicht zahlen wollte, lief das dortige Fan-Projekt, das einzige im ganzes Bundesland, 2004 aus. „Jetzt sind die Probleme wieder da“, sagt Busch.

Die „Task Force“ will besonders auf den Amateurbereich ein stärkeres Augenmerk richten. Ein Fehler, warnt Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fan-Projekte. Man müsse auch die Profiligen genauer anschauen, die Westclubs, die Nationalmannschaft. Insgesamt gebe es jedoch „weniger gewaltförmige Auseinandersetzungen“ als noch in den neunziger Jahren.

Diskutiert wird derzeit auch, ob in den Regionalligen schärfere Auflagen in den Spielstätten eingeführt werden sollten. „Bei den Sicherheitsstandards muss auch sicherlich was getan werden“, sagt Busch. Zugleich kritisierte er, dass die repressiven Maßnahmen in den Stadien stark zugenommen hätten, insbesondere im Zuge der WM. Jedes Transparent müsse angemeldet werden, sagt Busch, selbst auf die Stadiongesänge würde mittlerweile Einfluss genommen. „Aber je größer der Druck von außen ist, desto geringer ist die Bereitschaft der Fans, selbst aktiv zu werden“, sagt Busch. Dabei müsse man gerade diese „positiven Kräfte“ in den Fankurven fördern, jene, die auch mal „Nazis raus“ rufen. „Die Fußballfans sind nicht das Problem“, sagt Gabriel, „sondern die Lösung.“ Aber eine, die nur bei langfristigem Engagement helfe. MNZ