OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Die Adventszeit ist angebrochen, der erste Schnee liegt bereits, und auch das Kinoprogramm wird deutlich weihnachtlicher: Der Computeranimationsfilm „Niko, ein Rentier hebt ab“ von Michael Hegner und Kari Juusonen stammt aus dem Jahr 2008 und erzählt von einem kleinen Rentier, das seinen ihm unbekannten Vater in der Rentier-Truppe des Weihnachtsmannes vermutet und sich auf den Weg macht, ihn zu suchen. Sowohl das Design als auch die CGI-Animation der finnisch-dänisch-deutschen Koproduktion wirken recht attraktiv, und vor allem gibt es eine ganze Reihe von drolligen Szenen, als Niko endlich die fliegenden Weihnachtsmann-Rentiere trifft: einen überaus sorglosen, promiskuitiven und leicht versoffenen Haufen, den sich der Jüngling irgendwie ganz anders vorgestellt hatte. Für die ganz kleinen Zuschauer eignet sich der Film im Übrigen nicht ganz so gut, da die bösen Wölfe, die Niko ständig verfolgen, wirklich ziemlich angsteinflößend sind. Das Amüsement hängt also davon ab, wie hartgesotten die Kids daherkommen. (9. 12. Eva, 10.–12. 12. Union, 11.–12. 12. Blauer Stern Pankow, Capitol Dahlem, 11./12./14. 12. Xenon, 15. 12. Bali)

Ebenfalls in Eis und Schnee spielt der sowjetische Kinderfilm „Die Schneekönigin“, den Gennadi Kasanki 1966 nach Motiven von Hans Christian Andersen inszenierte. Anfangs noch eine etwas thesenhafte antikapitalistische Parabel um schnöde Geldgier, gewinnt die Story vom kleinen Kay, dessen Herz von der bösen Schneekönigin in einen Eisklumpen verwandelt wird, zusehends an Fahrt und gerät in immer surrealere Gefilde – wozu die sehr ungewöhnliche Mischung aus Real-, Puppen- und Zeichentrickfilm, die die märchenhaften Elemente stark betont, nicht unwesentlich beiträgt. (9.–15. 12. Bali)

Der Spruch ist legendär: „Bau es viermal so groß und streich alles rot“, soll der britische Filmmogul Alexander Korda während der langen Produktionszeit von „Der Dieb von Bagdad“ zu seinem Bruder Vincent gesagt haben, dem Filmarchitekten, der für diesen hübschen Größenwahn am Ende den Oscar erhielt. Als Produzent besaß Alexander Korda vor allem eine Ader für Spektakel, weshalb er auch sofort mit dem ursprünglich engagierten und vom Theater herstammenden Regisseur Ludwig Berger aneinandergeriet, der mehr Wert legte auf die Arbeit mit den Schauspielern. So geriet die Produktion zunächst ins Schlingern: Korda sabotierte Berger, wo er nur konnte, und beauftragte Michael Powell und Tim Whelan mit Action- und Fantasysequenzen für den Film. Dann begann der Zweite Weltkrieg, und Korda konnte „Der Dieb von Bagdad“ erst 1940 in Hollywood fertigstellen, wo der Filmarchitekt William Cameron Menzies und Kordas Bruder Zoltan weitere Szenen drehten. Trotz dieser verwickelten Geschichte ist „Der Dieb von Bagdad“ bis heute eines der schönsten aller filmischen Orientmärchen geblieben, mit seiner freundlichen Naivität, den fantastischen Farben und dem unvergesslichen Conrad Veidt in der Rolle des schurkischen Großwesirs Jaffar. (9.–11. 12. Regenbogenkino) LARS PENNING