: Eine schöne sportliche Figur
In einem Festakt inthronisierte die CDU ihren Spitzenkandidaten für die Bürgerschaftswahl 2007. Der heißt erwartungsgemäß Thomas Röwekamp und ist derzeit Bremens Innensenator
Von Klaus Wolschner
Wie zu einem festlichen Anlass waren am Freitagabend die Tische im Kaisensaal des Kongresszentrums gestellt, große runde Tische statt der sonst für Parteitage üblichen Reihen. Der Anlass: Die CDU hatte zur Inthronisation ihres „Bürgermeisters“ geladen. „Mein Name ist Thomas Röwekamp und ich will am 13. Mai 2007 Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen werden“, war denn auch der Höhepunkt nach dem vollzogenen Wahlakt – 199 der 200 Delegiertenstimmen hatte der amtierende Innensenator bekommen. Auch das schien geplant – schon im vorbereiteten Redemanuskript bekannte Röwekamp seinen „Stolz über das heutige Wahlergebnis“. Wer war der Abweichler? Er jedenfalls nicht, versicherte Röwekamp.
Nicht nur die CDU-Delegierten waren gekommen, auch Gäste wie der Präsident der Jacobs-University, die Repräsentanten der beiden Kirchen, der Direktor der Kunsthalle. Der jeweilige Redner war auf einer Großleinwand überlebensgroß projiziert, die Regie beendete den Festakt nach genau zwei Stunden – Raum für Diskussion war nicht vorgesehen. Sondern, wie man sagt, „gesetzte“ Reden. Die ganze Breite des Volkes bekannte sich da zu Röwekamp: Der Marineoffizier und Sportvereins-Vertreter aus Bremerhaven bedankte sich insbesondere bei Röwekamp für die Verteidigung der Übungsleiter-Pauschale. Die Krankenschwester und jüdische Emigrantin aus der Ukraine – die einzige Frau, die nach vorn ans Rednerpult ging –, erwähnte lobend Röwekamps Familienstand (drei Kinder) und seine „schöne sportliche Figur“. Carl Kau, Chef der Commerzbank und Vorsitzender des Bremer Bankenverbands bekannte sich ebenso zu Röwekamp wie Wilhelm Hinners, der Personalratsvorsitzende der Polizei.
Allen voran aber der frühere Becks-Chef und Wirtschaftssenator Josef Hattig. In einer äußerst unterhaltsamen Rede schenkte er zunächst dem „Kulturstaatsminister Bernd Neumann“ einen ein. Er sehe die Bundesregierung „kritischer, als man das in Amt und Würden sehen muss“, formulierte er. Wie bei Marken sei es auch in der Politik, kam er dann auf sein Lieblingsthema, bei einer guten Marke müssten Qualität und Emotion stimmen. Um dann aber gleich darüber zu klagen, dass in der Politik alle Sachprobleme gleich zu Personalproblemen gemacht würden – an Röwekamp lobt er jedenfalls seine Liebe zur sachlichen Seite der Probleme. Wenn jemand keine eigene berufliche Erfahrung gemacht habe, sondern sich nur in der Politik bewege, „verengt das auf Dauer die Blickrichtung“, erklärte Hattig den versammelten CDU-Funktionären. Kam aber dann am Ende doch wieder brav zu Röwekamp: „Man kann ihn wählen und ich werde ihn wählen.“
Der Landesvorsitzende Bernd Neumann hatte eingangs den kleinen Rundumschlag aus Berlin vorgetragen. „Ohne positive Stimmung im Bund ist keine Landtagswahl zu gewinnen“, erklärte er, und versprach Röwekamp, dafür zu sorgen, dass „die Profilierungssucht einiger beendet“ werde. Gemeint waren insbesondere die starken CDU-Landesfürsten. Die FDP-Politiker (außer Claus Jäger) seien in Bremen „unbekannt“, wer auf RotGrün setze, „setzt das Schicksal Bremens aufs Spiel“ – so schlicht ist die Welt, in der es nur eine große Koalition mit einer starken CDU geben kann. Die kurze Rede Neumanns dokumentierte auch, dass er sich in die bremische Politik nicht mehr im Detail einmischt.
Röwekamps Redemanuskript war deutlich länger, wer sich aber nach seiner Ankündigung ein besonders sozialpolitisches Profil erwartet hatte, der musste enttäuscht sein. „Es geht darum, ob wir in der großen Koalition die Erfolge unserer Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger in den beiden Städten unseres Landes fortsetzen können“, formulierte er brav. Überraschungen gab es da nicht – außer vielleicht die Erkenntnis: „Ich habe gelernt, dass Wirtschaftswachstum nicht automatisch zu mehr Beschäftigung führt.“ Die „Eigenanstrengungen“ im Sparkurs müsse der Senat nach dem Berlin-Urteil „noch einmal verstärken“, formulierte Röwekamp – wie, das sagte er nicht. „Kinder aus Problemfamilien“ gehörten „in der Regel in die Fürsorge einer Pflegefamilie“, meinte Röwekamp zum Themenbereich Sozial- und Drogenpolitik, er will dafür sorgen, dass bei Drogenabhängigen „Arzt und Sozialarbeiter nicht Freund und Weggefährte des Abhängigen“ sind, „sondern Kontrolleure des Staates. Und wer sich nicht an diese Spielregeln hält, fliegt aus dem Programm raus. So einfach ist das.“ Jedenfalls auf dem CDU-Parteitag, wo Röwekamp mit Ovationen gefeiert wurde.