: Shoppen macht einsam
Ab heute dürfen die Geschäfte in NRW 24 Stunden am Tag öffnen. Doch kaum ein Warenhaus wird dies sofort nutzen: Die Beschäftigten müssen ihren neuen späten Arbeitszeiten erst zustimmen
von ANNIKA JOERES
Von den ab heute geltenden neuen Öffnungszeiten in NRW werden die KundInnen heute wenig bemerken: Kaum ein Geschäft wird länger verkaufen als bisher. Der Grund: Die MitarbeiterInnen müssen den verlängerten Arbeitszeiten erst zustimmen. Selbst Karstadt, eines der größten Warenhäuser, ändert seine Öffnungszeiten nicht. „Wir werden heute wie bisher schließen“, sagt Michael Scheibe, Pressesprecher von Karstadt. Zurzeit stecke das Unternehmen noch in Verhandlungen mit Betriebsräten. „Das kann dauern“, sagt Scheibe.
Vergangene Woche hatte die schwarz-gelbe Landesregierung das Ladenöffnungsgesetz beschlossen. Ab heute können nun Geschäfte werktags rund um die Uhr verkaufen, Sonn- und Feiertage bleiben mit einigen Ausnahmen grundsätzlich geschützt. Die Arbeitszeiten in den Geschäften müssen mit den Betriebsräten abgesprochen werden. „Das muss einvernehmlich geregelt werden“, sagt Volkert Küppers von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.
Aus Sicht der Angestellten ergeben sich aus der Novelle viele Verschlechterungen. „Arbeit nach 21 Uhr ist erwiesenermaßen gesundheitsschädlich“, sagt Küpers. Diese Uhrzeit solle nicht überschritten werden. Außerdem fordert Verdi eine Mindestbesetzung. „Wir können jetzt nicht mit gleich vielen Verkäufern die Öffnungszeiten strecken.“ Schon jetzt litten viele MitarbeiterInnen darunter, alleine im Laden zu stehen, Überfälle häuften sich. „Wir werden hart verhandeln und neue Kollegen fordern.“
Im größten Einkaufszentrum Deutschlands, dem Oberhausener Centro, werden im Dezember alle 200 Geschäfte bis 22 Uhr öffnen. Wann sie im Januar ihre Türen schließen, ist aber ungewiss. „Wir führen die langen Zeiten erst einmal nur für das Weihnachtsgeschäft ein“, sagt Centro-Sprecherin Tanja Bodenburg. Bis dahin würden aber nur Aushilfen eingestellt.
Auch die Metro-Gruppe wird heute ihre Pforten nicht länger öffnen. Zu dem Düsseldorfer Konzern gehören Real, Extra, Kaufhof und die Elektronik-Preisdumper Media Markt und Saturn. „Wir verhandeln noch mit Mitarbeitern“, sagt Albert von Truchseß, Sprecher des Konzerns. Von jedem Haus würden eigene Ergebnisse erwartet – zunächst nur für Dezember. „Im Januar werden wir erst einmal das Weihnachtsgeschäft auswerten.“
Waltraud Loose, Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbandes (EHV) NRW, sieht schon einen Trend voraus: „Je größer die Stadt, desto mehr Geschäfte öffnen auch abends“, sagt sie. Auf dem Land würde sich nichts ändern. „Da rechnet es sich einfach nicht.“ Grundsätzlich begrüßt der EHV die „neuen Freiheiten“ – aber wie viele sie nutzen, kann auch Loose nicht abschätzen.
Die Karstadt-Häuser wollen ihre „Freiheiten“ nicht vollständig ausnutzen. „Vielleicht machen wir in einigen Städten am Donnerstag oder Freitag länger auf“, sagt Sprecher Scheibe.