Hunde und Freiheit

Was der Anschlag mit dem Künstler Lars Vilks zu tun hat und warum dieser so polarisiert

STOCKHOLM taz | Er sei das „ja mittlerweile gewöhnt“, wiegelt Lars Vilks am Telefon die Aufregung um seine Person ab. Nach dem Bekenntnis des Selbstmordattentäters war ein Grund für den gescheiterten Terroranschlag auch der „Mohammedhund“ des 64-jährigen Künstlers. Dabei handelt es sich um eine drei Jahre alte Zeichnung. Laut Vilks habe der Verfassungsschutz die Bewachung seines Hauses verstärkt. Dennoch glaubt er: „Wenn erst einmal so etwas wie jetzt passiert ist, dann passiert ja immer längere Zeit nichts mehr. Aber ich versuche wachsam zu bleiben.“

Vilks gilt als der „Mann, der den Propheten besudelt hat“, sagt er. Und wie viele andere Reaktionen werde nun auch diese Terrortat „Teil dieses Kunstprojekts“.

Die Aufregung über seinen „Mohammedhund“ kam für den Künstler damals unerwartet. Eigentlich sollte die Zeichnung nur die Skizze für den Bau eines „Rondellhundes“ sein. Vor rund vier Jahren tobte sich eine Laienkunstbewegung in Schweden auf den Mittelflächen von Verkehrskreiseln aus. Da tauchten dort plötzlich überall selbst zusammengezimmerte „Hunde“ in allen Formen und Farben auf. Die Straßenverkehrsbehörde hatte die „Ausschmückung“ dieser Flächen später auch geduldet. Vilks hatte angesichts der Aufregung um die dänischen Mohammedkarikaturen einen Beitrag beisteuern wollen.

Später dann lehnte eine Galerie eine Ausstellung zum Thema „Hund“ wegen angeblicher Sicherheitsrisiken ab. In den Feuilletons brach eine Debatte über solcherart provokative Kunst los und Vilks legte noch mit einem „Judenschwein“ nach. Seitdem gibt es immer wieder Schlagzeilen.

Der jetzige Vorwurf des Attentäters, Offizielle hätten 2007, als Vilks seine umstrittene Zeichnung veröffentlichte, geschwiegen, sind nicht zutreffend. Im Bemühen, eine Eskalation ähnlich der in Dänemark um jeden Preis vermeiden zu wollen, betonte das schwedische Außenministerium nach dem obligatorischen Hinweis auf die Presse- und Meinungsfreiheit im Lande damals ausdrücklich, Iran und Pakistan hätten ihr „volles Recht zu protestieren“. „Jetzt gibt es sicher Stimmen, die meinen, ich sei schuld“, meint Vilks: „Aber ist denn Meinungsfreiheit verhandelbar?“ REINHARD WOLFF