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Archiv-Artikel

Vielsprachig in den Kindergarten

KAMPAGNE Integrationsrat und Senat wollen mit Werbung auf den Bahnen der BSAG und Info-Flyern vor allem migrantische Eltern vom Sinn der Einrichtung Kindergarten überzeugen

Von BES

Mit einer gemeinsamen Kampagne werben Bremer Integrationsrat (BRI) und Landesregierung seit gestern für eine möglichst frühe Kita-Anmeldung. Fahrzeuge der Tram-Linien 2, 3 und 10 sind geschmückt mit Porträtfotos von Dreijährigen. Die verkünden per Sprechblase, dass sie sich auf den Kindergarten freuen – in Kurdisch, Französisch, Polnisch, Russisch, auf Pharsi, Arabisch, Englisch und Türkisch. Zugleich werden mehrsprachige Info-Flyer in Stadtteiltreffs, Sozialzentren und Moscheen ausgelegt.

Die Kampagne soll zumal Eltern mit Migrationshintergrund vom Sinn des Kindergartens überzeugen. Denn Bremen erreicht zwar laut Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter im Vorschuljahr eine Betreuungsquote von 95 Prozent aller Kinder. Insbesondere bei Dreijährigen mit Migrationshintergrund gebe es aber noch Nachholbedarf.

„Da wollen wir uns verbessern“, so Rosenkötter. Tatsächlich liegt die Quote hier derzeit bei rund 75 Prozent. „Gelungene Sprachförderung ist Voraussetzung für den späteren Schulerfolg“, erläuterte auch die BRI-Vorsitzende Libuse Cerna. Für die sei das gemeinsame Lernen im Kindergarten ideal. Tatsächlich herrscht in der Spracherwerbsforschung breiter Konsens darüber, dass eine Zweitsprache möglichst früh zu erlernen ist. Als Zäsur gilt dabei das vierte Lebensjahr: Untersuchungen von Neuro-Linguisten zufolge kann das Hirn bis dahin beim Erlernen einer zweiten Sprache auf die abgespeicherten Strukturen der Muttersprache zurückgreifen, später jedoch nicht mehr. Sinnvoll ist es deshalb auch, Anderssprachigkeit nicht als Makel zu stigmatisieren, sondern als Chance zu nutzen. „Wir haben mittlerweile eine ganze Reihe von ErzieherInnen mit migrantischem Hintergrund“, sieht Rosenkötter die Bremer Einrichtungen auf einem guten Weg. Zudem sollen die Kindergärten mehr zu Familientreffpunkten werden „und die Eltern mit einbeziehen“. Zugleich versprach sie, man werde „für alle, die angemeldet sind, einen Platz schaffen“. Ende Februar endet die Frist fürs nächste Kindergartenjahr.

Bürgermeister Jens Böhrnsen lobte, die Kampagne komme „zur rechten Zeit“. Auch sei es ihm lieber, für den Kindergarten zu werben, als eine Pflicht einzuführen. „Die Pflicht ist im Staat nicht das Mittel der ersten Wahl.“ Allerdings dürften auch haushälterische Gründe bei dieser Entscheidung eine Rolle spielen: Eine Kindergartenpflicht würde auch die Gebührenfinanzierung infrage stellen. BES