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taz-Wort prägt das Jahr

ETYMOLOGIE taz wehrt sich gegen Wort-Missbrauch

Aufgrund einer Fehldeutung hat die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) das von taz Bremen geprägte und seit dem 20. November 2007 propagierte Wort „Wutbürger“ zum „Wort des Jahres“ gewählt. Seither diente es als Synonym für die Wahlliste von Jan Timke, „Bürger in Wut“. Popularisiert hat es im Herbst 2010 Spiegel-Autor Dirk Kurbjuweit mit seinem Essay „Der Wutbürger“. Darin entfaltet er die Ur-Bedeutung: „Der Wutbürger wehrt sich gegen den Wandel, und mag nicht Weltbürger sein“, er lebe fremdenfeindliche Ressentiments aus und sei „früher staatstragend“ wie Bahnhofspolizist Timke, „jetzt empört über die Politiker“. Den überwiegend polemischen Sinn des Wortes hat die GfdS nicht erfasst, obgleich er durch die – affirmative – Gegenprägung „Mutbürger“ von Spiegel-Autorin Barbara Supp unterstrichen wird. Auch einer Überprüfung am Korpus deutscher Tagespresse hält die GfdS-Deutung nicht stand. Die Wahl von „Wutbürger“ ist daher zu widerrufen. (bes)

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