HAMBURGER SZENE VON KLAUS IRLER
: Auswärts und doch zu Hause

Zwei Schlagzeuge stehen schon auf der Bühne der Fabrik, schließlich sollen an diesem Abend mehrere Bands auftreten, darunter die Goldenen Zitronen, am Ende, als Headliner. Aber bis dahin dauert es noch ein paar Stunden. Trotzdem ist Ted Gaier, der Gitarrist und Bassist der Goldenen Zitronen, schon auf der Bühne. Er bedient den Gong, der die Redezeit bemisst. Denn vor der Musik wird geredet, alle Redner haben dieselbe Zeit und gehören zum Recht auf Stadt-Netzwerk, das der Roten Flora dieses Benefiz-Konzert zum Abschluss der „Die Flora-bleibt-Festspielwoche“ ausrichtet.

Die Redner erzählen, was an den einzelnen Schauplätzen gerade läuft, im Gängeviertel oder bei den Esso-Häusern an der Reeperbahn. Man kennt sich, es ist ein Heimspiel, und wenn die Rede über den Gong hinausgeht, ist das auch okay.

Als letztes sprechen zwei Vertreter der Roten Flora, was nicht ganz selbstverständlich ist, schließlich entscheidet in der Roten Flora das Plenum und äußert sich in programmatischen Fragen schriftlich. Die beiden sagen, dass sie auch nicht wüssten, was der Flora-Eigentümer mit dem Gebäude vor hat. Sie sagen, dass sie es gut fänden, wenn es deswegen nicht zu einem Konflikt käme zwischen Räumungskommando und Rotfloristen, weil die Menschen in der Stadt so hinter der Roten Flora stehen, dass eine Räumung keine Option ist. Außerdem sagen sie, dass die Rote Flora offen sei für alle, dass man reinspazieren und mitmachen könne, auch wenn die Flora manchmal so einen unzugänglichen Eindruck mache.

Dann ertönt der Gong. Die Rotfloristen bedanken sich, für alles. Es hat ihnen gut getan, dieses Auswärts und doch zu Hause.