Achtung: Nazi-Mieter

Wie erkennen Hausbesitzer braune Wohnungs-Sucher? Dortmund liefert eine Gebrauchsanweisung

Der Vermieter wusste nicht, wen er sich da ins Haus holt: ein Geschäft für „Einzelhandel mit Textilien, Fanartikeln und Tonträgern“ wollte ein gewisser Herr Obacht in der Rheinische Straße 135 in Dortmund West eröffnen. Der Mieter wurde in dem Laden nie gesehen, den Laden betreiben diverse einschlägig vorbestrafte Dortmunder Neonazis. Sie nennen das Geschäft „Donnerschlag“, im Sortiment haben sie Nazi-Kleidung, rechte CDs und braune Devotionalien. Seit Monaten versuchen Vermieter und Lokalpolitiker die Nazis aus dem Laden zu vertreiben.

Die Stadt Dortmund will ihren Hausbesitzern das in Zukunft ersparen: Damit Vermieter den braunen Wolf im Schafspelz rechtzeitig erkennen, hat die Bezirksverwaltung „Innenstadt West“ eine Art Nazi-Checkliste im Internet veröffentlicht. „Wir sind überzeugt, dass die Hausbesitzer die Nazis nicht als Mieter wollen, man erkennt sie aber nicht sofort“, sagt Bezirksvorsteher Ulrich Krüger.

Und so warnt er auch auf dem Merkblatt: „Als Mieter treten keine Glatzköpfe in Springerstiefeln, sondern seriös wirkende Damen und Herren mittleren Alters auf.“ Der Vermieter sollte deshalb darauf bestehen, dass der potentielle Mieter den Nutzungszweck möglichst präzise angibt. „Einzelhandel für Fanartikel“, so vage formuliert, kann das vieles bedeuten: „Fanartikel sind auch rechte CDs, Gasmasken oder Reichskriegsflaggen. Fan von wem oder was ist hier die Frage“, warnt Ulrich auf seinem Merkblatt.

An der Rheinischen Straße geht die Stadt trotz Merkzettel auf Nummer sicher: Damit die Hitler-Fans nicht noch einen Laden eröffnen finden, hat die Stadt ein leer stehendes Geschäft jetzt erst mal selbst angemietet – für ein Bürgerbüro.

MANFRED GÖTZKE