Hafenklang zieht ins Provisorium

Heute weiht der Club vom Hafenrand neue Räume in der Großen Bergstraße ein. Mit seinem provisorischen Umzug unterstützt er die offizielle Politik, die den Problembezirk von Altona zur Kulturzone machen will

Noch sind die Glasscheiben mit Papier verklebt. Doch die Passanten merken, dass sich was tut. Viele bleiben stehen und schauen rüber, manche treten näher und versuchen, einen Blick ins Innere zu erhaschen. „Hafenklang“ steht im Graffiti-Style über dem Eingang, daneben in roten Buchstaben: „Exil“.

Seitdem es offizielle Senatspolitik ist, den Leerstand in Altonas Großer Bergstraße mit Kultur zu bekämpfen, hat sich die ehemals modernste, inzwischen vielleicht hässlichste Fußgängerzone Deutschlands verändert: Im April zog das temporäre Kunstprojekt DING DONG ein, das seitdem öffentliche Performances durchführt. Mal beschallte man den Betonkomplex, in dem mal Karstadt war, mal hielt man in der Fußgängerzone spontane Sprayaktionen ab.

Von heute an haben auch die Clubgänger eine Adresse in der Großen Bergstraße. Mindestens ein Jahr lang wird das „Hafenklang“ die Ecke des Karstadt-Gebäudes bespielen – so lange wird es mindestens dauern, bis der Club in sein altes Haus am Hafenrand zurück kann. „Wir können hier auf jeden Fall bleiben“, sagt Thomas Lengefeld, einer der Clubmacher.

Das Hafenklang war legendär nicht nur, weil Udo Lindenberg und die „Einstürzenden Neubauten“ einmal im dort beheimateten Tonstudio Platten aufgenommen haben. Unzählige Parties und Konzerte haben in dem alten Haus am Hafenrand stattgefunden.

Das wacklige, windschiefe Gebäude, in dem der Club samt angeschlossener Wohngemeinschaft untergebracht war, passte allerdings immer weniger in eine Umgebung, die nicht kleckerte, sondern klotzte: Die alte Fabrik nebenan wurde mit dem Einzug des „Stilwerks“ edelsaniert, und weiter die Straße runter entstand ein Glas-Kasten nach dem anderen mit teuren Büros und Restaurants.

In dieser von Stadtplanern so genannten „Perlenkette“ war das Hafenklang zuletzt ein Fremdkörper am Altonaer Elbufer. Die fällige Sanierung nutzt nun der Besitzer, die Deutsche Grundvermögen AG, das Haus seiner Umgebung anzupassen. Abgerissen werden darf es nicht, „aber es wird von allen Seiten umbaut, so dass es danach komplett eingeschlossen ist“, sagt Clubmacher Lengefeld und verzieht schmerzlich das Gesicht.

Die Wohngemeinschaft hat sich aufgelöst, der Club wird in der Großen Bergstraße weitermachen. Der „Goldene Salon“, zuhause am Hafen im ersten Stock, ist jetzt im Erdgeschoss untergebracht. Die Konzerte findem im Keller statt, in den eine breite Wendeltreppe mit trashigen 70er Jahre-Leuchten hinunterführt. Es hätte schlimmer kommen können für das Hafenklang. WIE

Eröffnungsparty: Heute, ab 21 Uhr, Große Bergstraße 178. Tanz ab Mitternacht