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Archiv-Artikel

unterm strich

Solidaritätsadressen in Sachen Suhrkamp, und man wundert sich ein bisschen. Sollten Verlage nicht für die Autoren da sein und nicht Autoren für die Verlage? Jedenfalls: 24 Autoren des Frankfurter Verlages unterzeichneten nun eine Erklärung, in der es heißt: „Wir fühlen uns wohl in diesem Verlag, der Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit einer heute in der Verlagswelt selten gewordenen Behutsamkeit aufbaut, pflegt und langfristig unterstützt.“ Weiter: Auch unter Ulla Unseld-Berkéwicz entscheide sich der Verlag programm- und nicht kapitalorientiert. Damit stellen sich die Hausautoren in den Auseinandersetzungen mit den Minderheitseignern Claus Grossner und Hans Barlach hinter die Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz. Zu den Unterzeichnern gehören die Schriftsteller Dietmar Dath, Christoph Hein, Joachim Helfer, Angela Krauß, Thomas Meinecke, Adolf Muschg, Albert Ostermaier, Hans-Ulrich Treichel und Kevin Vennemann. Bereits zuvor hatten die Suhrkamp-Autoren Peter Handke und Peter Sloterdijk das Vorgehen von Grossner und Barlach scharf kritisiert. Peter Handke schrieb, dass „sicher keiner der ,prominenten‘ Autoren des Verlags die neue Sachlage begrüßt“ habe. Vor allem „die Weise, in der da verkauft und gekauft wurde und in der danach von Seiten des Verkäufers wie auch des Käuferpaars aufgetreten wurde, ist Licht-, nein Finsterjahre entfernt von der Gewissenhaftigkeit eines ordentlichen Kaufmanns“. Alle einig also? Nicht ganz. Die ehemalige Suhrkamp-Autorin Jagoda Marinic, deren nächster Roman bei Nagel & Kimche erscheint, leistete sich in der FR eine abweichende Meinung: „Ich frage mich, wofür oder wogegen genau wir, die alten oder eben jungen Freunde Unselds und der Suhrkampfkultur, jetzt aufschreien. Die wahren Freunde müssten schon längst aufgeschrien haben: Hände weg! Und so manche Autoren, die den Verlag, wie ich selbst, verlassen mussten, wünschen sich nichts anderes für das Haus, als dass ein Verleger, gleich welchen Geschlechts, dieses Haus übernähme, damit aus dem ideellen ein wirtschaftliches Kapital erwüchse, welches das Ideelle der Zukunft sichert, denn dafür war Unseld schließlich berühmt – für nichts anderes.“