Auftakt in adagio

Klaus Wowereits erster Auftritt im Kulturausschuss war alles andere als furios. Statt Leitlinien für die Opernpolitik zu formulieren, langweilte er mit Allgemeinplätzen – nachdem die Intendanten das Publikum mit Zahlen ermüdet hatten

Mit einem onkelhaft-spöttischen „Oho!“ kommentierte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gestern den Besucherandrang bei seinem ersten Auftritt im Kulturausschuss. Auch die sitzungleitende Grünen-Abgeordnete Alice Ströver konnte sich ein paar Worte über anwesende Kamerateams nicht verkneifen. Denn auch wenn es sich der gesamte Kulturausschuss vielleicht anders gewünscht hätte: Die erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit galt weniger der Zukunft der Opernstiftung als Wowereits Debüt als Kultursenator.

Nach dem vorangegangen Zerwürfnis zwischen Wowereit und dem Generaldirektor der Opernstiftung Michael Schindhelm, die in der Kündigung Schindhelms gipfelte, versprach es eine hitzige Debatte zu werden. Doch der erste Dämpfer folgte schon zu Beginn der Sitzung. Michael Schindhelm war nicht anwesend – angeblich hatte der Geschasste seinen Rückflug aus dem Tessin verpasst. Die zweite Enttäuschung folgte sogleich: Statt des Regierenden hatten erst einmal die Vertreter der drei Opernhäuser und des Staatsballetts das Wort. Alle machten sie ausgiebig von ihrer Redezeit Gebrauch, um darzulegen, warum das Opernkonzept des abwesenden Schindhelm leider nicht funktioniert.

Das Papier, das als Vermächtnis des im April ausscheidenden Generaldirektors gilt, sieht massive Einsparungen sowie eine Reduzierung des künstlerischen Programms der Deutschen Oper vor. Intendantin Kirsten Harms verteidigte sich und belegte mit vielen, vielen Zahlen, dass ihr Haus auf gutem Wege sei und keinesfalls zur Abspielstätte der „ABC-Waffen“ („Aida“, „Butterfly“, „Carmen“) verkommen dürfe. Peter Mussbach von der renovierungsbedürftigen Staatsoper warnte vor „besinnungsloser Fusionitis“, die Stiftung nannte er eine „Instabilität produzierende Institution“. Auch er ließ es nicht an grandiosen Auslastungs- und Zuschauerzahlen fehlen.

Angesichts der verzweifelten Existenzrechtfertigung der Kulturschaffenden wich das selbstgewisse Lächeln des Regierenden einem in die Ferne gerichteten Blick. Vielleicht dachte Klaus Wowereit auch nur ans Mittagessen. Die Stellungnahmen zogen sich, Andreas Homoki, Intendant der Komischen Oper, wies darauf hin, dass er bereits McKinsey in seinem Haus habe. Und Vladimir Malakhov lobte sein Staatsballett als Musterschüler der Opernstiftung. Als Stefan Rosinsky, Leiter der neu geschaffenen zentralen Werkstätten, seine Erfolge aufzählte, neigte sich Wowereits Oberkörper gefährlich nach links, aus den Zuschauerrängen seufzte es.

Als Klaus Wowereit endlich sprach, versprach er, „zeitnah“ ein eigenes Konzept vorzulegen und sich nicht in künstlerische Fragen einzumischen. Sein Staatssekretär Schmitz schwieg. Nicht nur für die anwesenden Kamerateams eine äußerst lahme Vorstellung. Nina Apin