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Archiv-Artikel

Gute Aussicht auf Lohnerhöhung

Die nächste Tarifrunde soll in vielen Branchen mit deutlich höheren Abschlüssen enden

BERLIN rtr ■ Mit Rückendeckung der Bundesregierung streben die Gewerkschaften die stärksten Tariferhöhungen seit Jahren an. In der IG Metall ist ein Aufschlag zwischen fünf und sieben Prozent im nächsten Jahr im Gespräch. Bundeskanzlerin Angela Merkel hält für kräftig florierende Firmen und Branchen erhebliche Lohnzuwächse für angemessen. Arbeitsminister Franz Müntefering und Finanzminister Peer Steinbrück unterstützten diese Haltung. Der Chef der Wirtschaftsweisen, Bernd Rürup, warnte davor, den Bogen zu überspannen.

Gewerkschafter verweisen auf die verbesserte Gewinnsituation der Unternehmen im Zuge des Konjunkturaufschwungs. Als erfreulich bezeichnete IG-Metall-Chef Jürgen Peters die Ankündigung des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, die Beschäftigten an der guten Lage der Branche angemessen zu beteiligen. Er bezweifelte allerdings, dass den Worten Taten folgen.

Die IG Metall will bis Februar ihre Forderung festlegen. Der jetzige Tarifvertrag läuft Ende März aus. Die IG Metall in der Region Küste brachte einen Korridor von fünf bis sieben Prozent in die Debatte ein, wie aus einem Positionspapier der Gewerkschaft hervorgeht. Darin enthalten ist eine „Umverteilungskomponente“ in Höhe von 1,5 bis drei Prozent. Bei ihrer Forderung orientiert sich die IG Metall an der Teuerungsrate und dem Produktivitätsfortschritt.

„Es ist eine Selbstverständlichkeit, wenn es die ökonomische Substanz von Branchen und Betrieben hergibt, dass Arbeitnehmer an dieser Entwicklung teilhaben sollen“, gab Vizeregierungssprecher Thomas Steg Merkels Position wieder. Bei allen Lösungen müsse Rücksicht auf weniger starke Firmen und Wirtschaftszweige genommen werden. Die Abschlüsse seien allein Sache der Tarifpartner.

Das bisher stärkste Wirtschaftswachstum in diesem Jahrzehnt rechtfertigt nach Auffassung von Wirtschaftsforschern höhere Löhne. Angesichts von noch immer knapp vier Millionen Arbeitslosen ist aber strittig, wie stark der Anstieg ausfallen sollte. Für einen selbsttragenden Aufschwung seien stärkere Lohnzuwächse notwendig, um den privaten Konsum zu beflügeln, sagte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Rürup riet davon ab, den „beschäftigungsfreundlichen Verteilungsspielraum“ zu überziehen.