Inflationsrate sinkt auf Vierjahrestief

LEBEN Sprit wird immer günstiger, für Nahrungsmittel müssen Verbraucher in Deutschland kaum mehr bezahlen als vor einem Jahr. Das stärkt die Kaufkraft, schürt aber auch die Angst vor einer Deflation

WIESBADEN dpa | Hilfe, die Preise steigen zu wenig: Im Mai fiel die jährliche Teuerungsrate von 1,3 Prozent im Vormonat überraschend deutlich auf 0,9 Prozent – und damit auf den niedrigsten Wert seit fast vier Jahren. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Montag nach vorläufigen Zahlen mit. Zum April sanken die Verbraucherpreise voraussichtlich um 0,1 Prozent.

Damit entfernt sich die jährliche Inflationsrate wieder deutlicher vom Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB), die die Preisstabilität bei einer Rate von knapp unter 2 Prozent gewahrt sieht. Das dürfte die EZB in ihrem Plan bestärken, den Leitzins am kommenden Donnerstag weiter unter das bereits historisch niedrige aktuelle Niveau von 0,25 Prozent zu senken.

„Nach dieser Zahl ist nicht mehr die Frage, ob die EZB am Donnerstag handelt, sondern wie die Maßnahmen im Einzelnen aussehen werden“, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP-Bank-Gruppe: „Eine Zinssenkung dürfte gesetzt sein. Die spannende Frage ist, was die EZB sonst noch im Köcher hat.“

EZB-Präsident Mario Draghi betont seit Monaten die Gefahren einer lang anhaltenden Miniinflation für die Konjunktur im Euroraum. Eine Deflation – also das Sinken des Preisniveaus – sieht er nicht. Bei einer Deflation kaufen Verbraucher in Erwartung weiter sinkender Preise nicht mehr ein, Unternehmen stellen Investitionen zurück.

Gebremst wurde der Preisauftrieb im Mai den Angaben der Statistiker zufolge erneut vor allem durch das Sinken der Energiepreise. Kraftstoffe und Haushaltsenergie waren um 0,8 Prozent günstiger als vor einem Jahr. Erstmals seit Monaten fielen auch Nahrungsmittel als wichtigste Preistreiber in Deutschland weg: Sie verteuerten sich auf Jahressicht nur noch unterdurchschnittlich um 0,5 Prozent. Hierfür dürfte der milde Winter verantwortlich sein.