Erinnerungen eines Rebellen

Gerold Janssen, Verteidiger des Hollerlandes, hat seine Memoiren veröffentlicht. Auf 370 Seiten erfährt man alles über Janssen, seine Gegner und wie er sie besiegte

25 Jahre hat Gerold Janssen für das Feuchtwiesen-Biotop „Hollerland“ gekämpft – jetzt hat er seine Erinnerungen veröffentlicht. Und da „Hände weg vom Hollerland“ im Grund ein Buch über den Akteur ist, steht auch über dem ersten Kapitel „Schule und Kindheit“. Janssen als Soldat im Zweiten Weltkrieg, Janssen als Vater zweier Töchter, Janssen als Angestellter der Fides Treuhand, Janssens „depressive Phasen nach schweren Überforderungen“, nichts darf da fehlen.

Besonderer Voraussetzungen bedarf es offenbar nicht, um in der kommunalen Politik so wirksam zu werden wie Janssen. Das jedenfalls ergibt sich aus der schonungslosen Offenheit, mit der er sein Leben beschreibt. Seine Gegner in der bremischen Politik kannte er alle persönlich vom Volleyball spielen – vielleicht hat ihm das schon früh den Respekt vor „der Politik“ genommen. Und gleichzeitig erklärt das, wieso die Auseinandersetzung um das Hollerland so sehr seine persönliche Lebensgeschichte war, dass am Ende der „Hollerland-Kompromiss“ von 1989 ganz persönlich begründet war: „Im Frühjahr 1989 ist mir klar geworden, dass ich nicht jahrelang so weitermachen konnte.“ Ein kleiner Teil des Hollerlands wurde buchstäblich von Janssen zur Bebauung freigegeben, der größere Teil sollte Naturschutzgebiet werden. Die europaweit geltende EU-Richtlinie „Flora Fauna Habitat“ und ein Fisch namens Schlammpeitzger halfen Janssen, den Naturschutz gegen die Versuche zu verteidigen, den Technologiepark ins Hollerland hineinwachsen zu lassen.

„Auch wenn David einmal gegen Goliath gewonnen hat, ist das noch lange keine Garantie dafür, dass die Zukunft gerettet ist“, schließt der Lebensbericht von Gerold Janssen. Es ist eine Fundgrube auch für alle, die sich für die bremische Politik in diesen Jahren interessieren. Kawe

„Hände weg vom Hollerland – Erinnerungen eines Bremer Rebellen“ (Donat)