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Archiv-Artikel

Bahnfahren wird schneller und teurer

Pünktlich zum Fahrplanwechsel am Sonntag gibt die Bahn bekannt, 10.000 Stellen im Kerngeschäft „Schiene“ bis 2012 streichen zu wollen. Ist nur logisch: Bahnchef Hartmut Mehdorn will lieber Chef eines internationalen Logistikkonzerns sein

VON MIRJAM NEEBE UND THORSTEN DENKLER

Die Bahn will in den kommenden fünf Jahren 12.500 Stellen streichen – 10.000 davon in Deutschland. Das betrifft vor allem den schienengebundenen Personen- und Güterverkehr sowie die DB Netz, meldete gestern die Nachrichtenagentur Reuters. Sie beruft sich dabei auf ein internes Bahn-Vorstands-Papier.

Wie Reuters berichtet, soll stattdessen Schenker, die Logistik-Tochter der Bahn, mit 12.000 neue Stellen weiter gestärkt werden. Davon sollen 2.000 in Deutschland geschaffen werden. Das Gros des Stellenzuwachses wird sich laut Bahn-Papier „in den Regionen Asien/Pazifik, Osteuropa, Zentraleuropa und Westeuropa“ abspielen. Unterm Strich werde es deshalb bei der Zahl von weltweit 230.000 Arbeitsplätzen bleiben.

Bahn-Personalvorstand Margret Suckale reagierte gestern umgehend auf die Reuters-Meldung. Von einem Stellenabbau „könne keine Rede sein“. Sie verwies auf die bis 2010 geltende Beschäftigungsgarantie, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließe. „Bei uns wird keiner arbeitslos“, versicherte sie der taz, räumte aber ein, dass in einigen Geschäftsfeldern „durch natürliche Fluktuation frei werdende Arbeitsplätze nicht wieder besetzt“ werden.

Oppositionspolitiker und Verkehrsverbände rügten die Abbau-Pläne. Winfried Hermann, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, sagte der taz: „Ein weiterer Personalabbau geht zu Lasten des Service und der Kunden.“ Bahn-Chef Mehdorn müsse in seinem Bestreben, aus der Bahn einen Logistik-Konzern zu machen, „endlich Einhalt geboten werden“. Ähnlich äußerte sich sein FDP-Kollege Horst Friedrich. Es gebe genug Wettbewerb auf dem Logistikmarkt. Da sei ein Staatsunternehmen fehl am Platze. Ein Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland, VCD, sagte, es sei Zeit, „dass die Bahn sich auf die Schiene konzentriert“. Die Bahn-Gewerkschaft Transnet hält die Internationalisierung der Bahn grundsätzlich für „nicht falsch“, sagte ein Sprecher. Die Schiene müsse aber das Kerngeschäft bleiben. Das gehe nicht mit weniger Mitarbeitern.

Die Nachricht kommt pünktlich zum jährlichen Fahrplanwechsel am kommenden Sonntag. Im neuen Fahrplan wird die Bahn nach eigenen Angaben mehr Schnellverbindungen zwischen den großen Metropolen anbieten. Der Stundentakt von Hamburg nach Berlin wird über Leipzig bis nach München ausgedehnt. Auch von München nach Köln fahren die ICEs künftig im Stundentakt. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen München und Nürnberg wird in das bundesweite Taktsystem eingebunden, mit Fahrzeitverkürzungen bis in den Norden. Von München nach Hannover reduziert sich die Reisezeit auf vier Stunden und 12 Minuten, von Berlin nach München auf fünfeinhalb Stunden.

Auch der Regionalverkehr soll schneller werden. Ab Sonntag fahren auf der Strecke München–Nürnberg erstmals in Deutschland auch Regionalzüge schneller als Tempo 160. Die umgebauten ehemaligen Intercity-Züge erreichen bis zu 200 Kilometer pro Stunde und verbinden die beiden Städte in 95 Minuten.

Abseits der vielbefahrenen Strecken müssen die Fahrgäste umständliches Umsteigen und lange Fahrzeiten einplanen. Auch die erneut steigenden Preise schmälern die Freude beim Kunden. Der Regionalverkehr wird um 3,9 Prozent teurer, ICE, IC und EC um 5,6 Prozent, inklusive Mehrwertsteuererhöhung. Auf der Strecke Berlin–Leipzig verschärft sich die Konkurrenz für die Bahn. Der InterConnex ist zwar langsamer als die Bahn, mit Preisen ab 12 Euro aber günstiger.

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