unterm strich
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Das hört sich ganz nach mediterraner Mentalität und verletztem Stolz an. Nachdem am Sonntagabend Pfiffe und Buh-Rufe durch die Mailänder Scala schallten, verließ der 43-jährige Startenor Robert Alagna wütend die Bühne. Alagna, der den Ramades in Giuseppe Verdis „Aida“ verkörperte, erhielt bereits zu Beginn der Vorstellung Protestrufe.

„Schande! Schande!“, rief das empörte Publikum nach Abtritt des Tenors. Daraufhin betrat kurzentschlossen Alagnas Stellvertreter Antonello Palombi die Bühne – zunächst in Jeans und Hemd, wie das italienische Fernsehen mitteilte. Erst in der Pause habe er Zeit gefunden, sich die Bühnenkostüme anzuziehen.

Erste Buh-Rufe für Alagna gab es bereits bei der Premiere in der vergangenen Woche, die auch Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte. Dabei war die Gesamtinszenierung des italienischen Opernregisseurs Franco Zeffirelli eigentlich triumphal gefeiert worden. Zugleich reiht sich Alagna mit seiner Reaktion unter anderen geschichtsträchtigen Opernabtritten ein: Maria Callas verließ 1957 mitten in Vincenzo Bellinis „Norma“ die Bühne, ihr soll schlecht geworden sein. 1995 verschwand auch Luciano Pavarotti in der New Yorker Met bei Gaetano Donizettis „Fille du Regiment“ vor dem Ende, weil er das hohe C nicht mehr traf.

Einen Abgang, allerdings unfreiwillig, muss voraussichtlich auch das deutsche Goethe-Zentrum aus der nordostrumänischen Universitätsstadt Iași machen, da ihm die Residenz entzogen wurde. Die Jugendstilvilla, in der die Einrichtung in den vergangenen zwölf Jahren Sprachkurse und Kulturveranstaltungen organisierte, war während des Kommunismus enteignet worden und wurde jetzt per Gericht den Erben ihres ursprünglichen Eigentümers zurückgegeben. Gestern erschien ein Gerichtsvollzieher in Begleitung eines großen Polizeiaufgebots in der Villa, um diese zu räumen. „Wir sollen auf die Straße gesetzt werden wie Verbrecher“, sagte die stellvertretende Institutsleiterin Gabriela Linde der dpa. Der Gründungsdirektor Gerhard Pinzhoffer bezeichnete die Räumung als „kulturellen Vandalismus“. Linde hofft, per gerichtliche Eilentscheidung zumindest einen Aufschub der Räumung zu erreichen.