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Archiv-Artikel

Nordsee kühlt nicht ab

MEERESSCHUTZ Klimawandel heizt die Ozeane weiter auf. Schadstoffmengen in der Ostsee sind nach Einschätzung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg hoch problematisch

Die aktuelle Warmphase von Nord- und Ostsee dauert damit seit 23 Jahren an

Die Verschärfung der Schadstoffvorschriften für Schiffe auf der Ostsee ist nach Ansicht des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) nicht sonderlich problematisch. „Reeder und Industrie stellen sich immer auf neue Vorschriften ein“, sagte BSH-Präsidentin Monika Breuch-Moritz am Montag bei der Jahrespressekonferenz 2011 auf dem Forschungsschiff Wega im Hamburger Hafen. Ziel müsse es sein, auch andere EU-Meere stärker vor Verschmutzungen zu schützen und dennoch „Verkehrsverlagerungen auf die Straße zu vermeiden“.

Die norddeutschen Industrie- und Handelskammern hatten vorige Woche davor gewarnt, die Abgasvorschriften auf der Ostsee zu stark zu verschärfen. Die Kammern berufen sich dabei auf eine Studie des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik, die bis zu 600.000 zusätzliche LKW-Fahrten pro Jahr prognostiziert. Die EU könne ja „auch auf den Straßen nachbessern“, deutete Breuch-Moritz an, ohne Begriffe wie höhere LKW-Maut oder Umweltzonen explizit zu nennen.

Im Wesentlichen seien die Schadstoffeinträge in Nord- und Ostsee relativ konstant, so die BSH-Präsidentin über das Vorjahr. Die Phosphatbelastung an den Küsten nähere sich dem EU-Wert für einen „guten Zustand“. Für Stickstoff gelte das allerdings noch nicht. In der Ostsee liegen viele Schadstoffe jedoch weiterhin deutlich über den Orientierungswerten.

Die Nordsee ist trotz des langen und kalten Winters 2010 zu warm geblieben. Die Wassertemperatur lag im vergangenen Jahr durchschnittlich um mehr als ein Grad über dem Wert früherer Jahrzehnte, berichtete Breuch-Moritz. Selbst im Januar vorigen Jahres sank die Temperatur nur knapp unter das langjährige Mittel. Die aktuelle Warmphase von Nord- und Ostsee dauert damit seit 23 Jahren an. Normal waren früher Zyklen von acht bis zwölf Jahren. Das sind auch nach Einschätzung des BSH deutliche Belege für den globalen Klimawandel. SVEN-MICHAEL VEIT