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Archiv-Artikel

Neue Ordnung für die Kunst

Museumsentwicklungsplan sieht Zusammenlegung von nördlicher Deichtorhalle und Kunsthalle sowie ein einheitliches Direktorat für die stadthistorischen Häuser vor. Chefs äußern sich skeptisch

Von PETRA SCHELLEN

Eine Neustrukturierung der Hamburger Museumslandschaft sieht der Museumsentwicklungsplan vor, den Kultursenatorin Karin von Welck gestern öffentlich präsentierte. Insbesondere auf die Straffung von Leitungsfunktionen setzt dabei das Gremium aus Museums- und Finanzfachleuten, das ein Jahr lang die Museumsszene beobachtete.

Wichtigster Vorschlag der Experten: die Bespielung der nördlichen Deichtorhalle durch den Kunsthallen-Direktor, zumal die zur Kunsthalle gehörende Galerie der Gegenwart ohnehin ein größeres Areal zur Präsentation experimenteller Kunst brauche. „Das ist lediglich ein Vorschlag. Ob die Senatorin ihn umsetzen wird, ist noch nicht entschieden“, sagt dazu Robert Fleck, Direktor der Deichtorhallen, die er mit eigenwilligen, auch politisch relevanten Ausstellungen etwa unbekannter Fotos Pierre Bourdieus profilierte.

Auch Kunsthallen-Chef Hubertus Gaßner reagierte zurückhaltend: „Es sprechen gewichtige Gründe gegen die Unterstellung der Deichtorhalle Nord unter die Führung des Direktors der Kunsthalle“, so Gaßner. Die Verlagerung von Ausstellungen in die Deichtorhallen werde vielmehr „zu einer tendenziellen Verödung“ der Galerie der Gegenwart führen.

Der Expertenbericht sagt nicht, wie die finanzielle Schieflage der Galerie der Gegenwart zu beheben sei. Die Experten fordern lediglich eine einmalige Tilgung des Gesamtdefizits der Museen von rund 8,3 Millionen Euro. Klare Leistungsvereinbarungen sowie ein an den Anforderungen orientiertes Budget mahnt der Bericht außerdem an. Hierzu zähle auch ein Förderprogramm zugunsten der Inventarisierung der Museumsbestände.

Auch die Profilschärfung nach außen ist Thema der Experten: Ein gemeinsames Direktorat für das Museum für Hamburgische Geschichte, das Altonaer Museum, das Museum der Arbeit samt Hafenmuseum und das Helms-Museum sei sinnvoll. Eine „ordnende Hand“ müsse her, auch angesichts der Tatsache, dass sich die Häuser gegenüber dem 2007 zu eröffnenden „Internationalen Maritimen Museum“ Peter Tamms behaupten müssten.

Die Teamarbeit der betreffenden Direktoren sei tatsächlich ausbaufähig, findet Lisa Kosok, Leiterin des Museums der Arbeit. „Warum sollen wir nicht gemeinsame kulturhistorischen Ausstellungen organisieren, anstatt jeweils eigene Süppchen zu kochen?“ Und warum nicht für gemeinsame Sonderausstellungen das Haus wählen, das über die besten Räume verfügt? Warum nicht, wie von den Experten angeregt, gemeinsame Restaurierungswerkstätten betreiben? „Da könnte man noch viel vernetzen“, sagt Kosok. Allerdings liefen seit langem „die Selbstausbeutung der Museumsmitarbeiter“, die Anforderungen und das Budget „nicht konform“.

Ein Ergebnis, zu dem auch die Experten kommen. Sie fordern Maßnahmen in Höhe eines „mittleren zweistelligen Millionenbetrags“. Zu dessen Aufstockung dürfte die Abschaffung des Doppelspitze der Museen kaum beitragen: Dem – bislang gleichberechtigten – kaufmännischen Leiter überstellt sein solle künftig der künstlerische Chef jedes Museums. Auch solle niemand in mehreren Museums-Stiftungsräten vertreten sein. Der derzeit allen Stiftungsräten vorsitzende Präses der Kulturbehörde gehöre ersetzt durch einen behördenexternen Experten.

Punkte, bei denen die Senatorin gestern nicht widersprach. Es gebe viel zu diskutieren, so von Welck. Insbesondere den Finanzsenator müsse man für die Sache der Museen gewinnen. „Aber wer etwas haben will, muss auch geben. Wir bieten die Neupositionierung und Profilierung der Museen an. Ein Pfund, mit dem Hamburg wuchern sollte.“