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Archiv-Artikel

Die größten Geschenksünden Nicht jeder möchte Bagger fahren

Vermeiden Sie:– Geschenke, die Zeit stehlen: Sind die häufigste Geschenksünde, ganz populär darunter: Der 700-Seiten-Roman, den man mit dem Kommentar überreicht: „Ich fand’s toll. Nur der Anfang ist etwas mühsam, aber nach den ersten 80 Seiten bist du drin.“ 700 Seiten zu lesen kann bei Im-Bett-Lesern 10 bis 14 Abende in Beschlag nehmen. Traurige Aussicht. Schrecklich ist auch die Nachfrage des Schenkenden nach einigen Wochen: „Und, wie fandest du’s?“ Romane sind eine höchst intime Angelegenheit, wie Parfüm, die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Bekannte genau dieses Buch genauso toll findet, ist nicht sehr hoch. Im Zweifelsfall kann man ein heiß geliebtes Werk ja verleihen. Weniger Arbeit machen zwar Bildbände, die sind problemloser zu verschenken, man muss dabei aber die nächste Sünde beachten, nämlich: – Geschenke, die zu viel Platz wegnehmen: Nicht nur dicke Bildbände, auch große bunte Kissen und ausladende Obstschalen schaffen garantiert ein Problem. Ganz abgesehen von den vielen elektrischen Zitruspressen, Latte-Macchiato-Maschinen und Messerblöcken, die alljährlich zu besonderen Anlässen überreicht werden, ohne dass auf der Arbeitsplatte in der Küche auch nur der geringste Platz dafür zur Verfügung steht. Wohin am Ende mit dem Eiscreme-Automaten? Nicht so einfach, denn das Teil gehört auch noch zu einer anderen Kategorie, nämlich der: – Geschenke, die man nicht ohne schlechtes Gewissen entsorgen kann. Zu dieser Gruppe zählen nicht nur breiträumige Küchenutensilien, deren Verbleib vom Schenkenden spätestens bei der nächsten Einladung zum Abendessen überprüft werden kann. Ganz oben auf dieser Liste stehen geschenkte Topfpflanzen. Zimmerpalme, Ficus oder Monstera deliciosa verlangen vom Beschenkten nicht nur regelmäßige Pflege, nehmen nicht nur Platz weg, sondern können auch nicht ohne ein mieses Gefühl in der Magengrube zerschnitten, zerbrochen, zertrampelt und in die Mülltonne geworfen werden, wenn man die Last loswerden will. Die Forschungen zum geheimen Leben der Pflanzen sind mittlerweile allseits bekannt: angeblich haben sie ein Feinsensorium, wenn sich ihnen jemand in böser Absicht nähert. Das mit der bösen Absicht sollte man daher lieber den Floristen überlassen und bestenfalls Schnittblumen überreichen – die verbrauchen sich nach einigen Tagen von selbst. Das führt zur Überlegung, ob ein nichtgegenständliches Geschenk nicht doch das beste wäre. Doch Vorsicht, darunter gibt es zu viele: – Geschenke, die zur Action verpflichten. Erlebnisse bleiben zwar länger haften als Materielles, sagt die Glücksforschung. Doch auch mit modernen Incentive-Geschenken, in denen man Action und Abenteuer verordnet, kann man sich unbeliebt machen. Nicht jeder möchte Bagger fahren oder eine Fahrt im Heißluftballon unternehmen. Der Incentive-Veranstalter Jochen Schweizer wirbt: „Der Schenker bleibt unvergessen.“ Da ist was dran: Tierhassern und Leuten mit Flugangst schenken Sie einfach Gutscheine für einen Schlittenhundekurs oder einen Tandemsprung aus dem Flugzeug. Sie werden immer in Erinnerung bleiben. BARBARA DRIBBUSCH