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Archiv-Artikel

„Ein realistisches Niveau“

WARNSTREIK Mitarbeiter von Sparkasse, Commerz- und Deutscher Bank legen die Arbeit nieder

Von BES
Markus Westermann

■ 38, Gewerkschaftssekretär, bei Ver.di Bremen für den Fachbereich Finanzdienstleistungen zuständig.

taz: Herr Westermann, kann ich heute zur Sparkasse gehen?

Markus Westermann: Hingehen können Sie da immer. Ob die während unseres Warnstreiks in allen Filialen alle Dienstleistungen anbietet, kann ich aber nicht garantieren.

Warum streiken Sie denn?

Wir befinden uns in Tarifauseinandersetzungen: Wir fordern 100 Euro plus 3,5 Prozent mehr Gehalt für alle Beschäftigten.

Klingt eher nach Inflationsausgleich …

Wir haben, angesichts der Krisenfolgen, bewusst auf klassisch-markige Gewerkschaftsforderungen verzichtet – und uns eher auf ein Niveau beschränkt, das uns realistisch scheint. Allerdings gibt es noch gar kein Gesprächsangebot seitens der Arbeitgeber.

Die verhandeln nicht mit Ihnen?

Nein, nicht solange wir nicht einer generellen Samstagsarbeit zustimmen. Das ist deren Bedingung.

Das ist nach 59 Jahren ohne Samstagsarbeit aber eine spektakuläre Idee!

Finden wir auch: Angeblich wäre die Geschäftsstelle der Zukunft ohne Samstagsöffnung nicht konkurrenzfähig. Wenn man sich allerdings anschaut, dass die Sparkasse Bremen bei ihrer Filiale im Weser-Park gerade erst wieder auf die Samstagsöffnung verzichtet, weil es sich nicht gelohnt hat, kriegt man so seine Zweifel.

Nun haben Management-Fehler die ganze Branche schwer in Verruf gebracht: Schmälert das die Solidarität der Kunden?

Ich hoffe nicht! Man darf ja nicht vergessen, dass diejenigen, die heute streiken, ganz normale Kundenbetreuer und Kreditberater sind. Die verdienen bis zu 3.000 Euro im Monat – und bekommen keine Boni. Wahr ist allerdings: Die Vorstände hatten keine Skrupel, ihre Gehälter und Boni aufzustocken, sobald sich die Krise etwas entschärft hatte. Die Haltung wünschen wir uns jetzt auch gegenüber den Angestellten. Denn das Geld ist ja offenkundig da.  INTERVIEW: BES

Der Warnstreik betrifft Sparkasse, Deutsche Bank und Commerzbank