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Archiv-Artikel

Pausenhof-Überwachung macht Schule

Nach Hamburg und Niedersachsen führt auch erste schleswig-holsteinische Schule eine Pausenhof-Videoüberwachung ein. Auslöser waren gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Schülern und Attacken auf Lehrer

Es ist die erste Schule, und es wird wohl nicht die letzte bleiben. Das Schulzentrum Sandesleben im Kreis Herzogtum Lauenburg überwacht jetzt – als bislang einzige in Schleswig-Holstein – ihre 1.100 SchülerInnen per Videokamera. Mehrfach war es in der kombinierten Haupt-, Real- und Förderschule zu teilweise bewaffnet geführten Auseinandersetzungen gekommen – oft auch nachmittags, nach Schulschluss. So hatte im November ein 15-jähriger Schüler einen Gleichaltrigen mit einer Messerattacke am Oberarm verletzt. Außerdem hatte eine Schülerin während der Pause einer Lehrerin mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Der mit zunächst zwei Kameras überwachte Pausenhof ist nur eine Maßnahme, um die Gewalttätigkeiten einzudämmen. Die polizeiliche Präventionsstelle will künftig jede Woche eine Sprechstunde in der Schule anbieten. Außerdem soll die Pausenaufsicht verstärkt werden. Gewalttätige Schüler sollen vom Unterricht ausgeschlossen werden, gegebenenfalls wird das Jugendamt eingeschaltet.

Die Überwachung löst ein zweigeteiltes Echo aus. So bezweifelt der GEW-Landesgeschäftsführer Bernd Schauer, dass das Problem randalierender Schüler durch Videoüberwachung zu lösen ist. Der Landeselternvertreter Hans-Peter Schreiber fordert statt Kameras „genügend pädagogische Mittel, um solche Auswüchse zu bekämpfen“. Wenig Bedenken hat der Vize-Landesdatenschutzbeauftragte Johann Bizer – „im Einzelfall“ könne „eine Überwachung im Außenbereich einer Schule erlaubt“ sein. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hingegen denkt bereits über eine Ausweitung der Maßnahme nach. „Wir räumen ein, dass wir an Schulen ohne Videoüberwachung nicht mehr auskommen“, betont GdP-Sprecher Oliver Malchow.

Nach einem Bericht der Lübecker Nachrichten droht der kameraüberwachte Pausenhof in Schleswig-Holstein Schule zu machen. Die Anfragen an Schulträger, Überwachungssysteme installieren zu dürfen, häuften sich, hieß es. In Hamburg und Niedersachsen wird dies längst praktiziert. „Wir wollen Schulen nicht zu Hochsicherheitstrakten ausbauen, verbieten aber keiner Schule die Installation von Kameras, wenn es notwendig erscheint“, verrät Georg Weßling, Sprecher des niedersächsischen Kultusministeriums. In Hamburg werden laut Bildungsbehörden-Sprecher Alexander Luckow „eine ganze Reihe“ Schulhöfe und an mehreren Schulen auch die Innenbereiche videoüberwacht. Marco Carini