Heftige Gefechte nahe Bagdad

IRAK II Bei Kämpfen in der Stadt Bakuba werden mindestens 44 Häftlinge getötet. Kurdischer Regierungschef mahnt eine politische Lösung an und schlägt eine Föderation für die Sunniten vor

BAGDAD/BEIRUT/ERBIL ap/afp/dpa/taz | Im Irak ist es am Dienstag zu heftigen Gefechten zwischen Regierungstruppen und aufständischen Sunniten in der Stadt Bakuba 37 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad gekommen. Wie die britische BBC unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, hätten sunnitische Rebellen mehrere Viertel am westlichen Stadtrand erobert, ehe sie von der Armee und mit ihr verbündeten schiitischen Milizen zurückerobert wurde. Bakuba ist die Hauptstadt der Provinz Dijala.

Bereits in der Nacht zu Dienstag hatte der Islamische Staat im Irak und in Syrien (Isis) versucht, ein Polizeirevier in Bakuba anzugreifen, um die Insassen eines angeschlossenen Gefängnisses zu befreien. Dabei kamen laut Polizeiangaben mindesten 44 Häftlinge ums Leben, als regierungstreue schiitische Milizen, die das Gebäude bewachten, die Gefangenen aus nächster Nähe erschossen. Bei den Insassen handelte es sich um mutmaßliche sunnitische Extremisten. Das irakische Militär teilte hingegen mit, 52 Häftlinge seien ums Leben gekommen, als die Angreifer mit Mörsergranaten geschossen hätten.

Isis hatte vor einer Woche die Städte Mosul im Nordirak und Tikrit auf halbem Weg nach Bagdad überrannt und eingenommen. Die Gruppe kündigte an, weiter auf die Hauptstadt zu ziehen, ihr Vormarsch war aber in den vergangenen Tagen ins Stocken geraten. Stattdessen eroberte sie am Montag die Stadt Tal Afar, die an der wichtigsten Straße zwischen Mosul und der Grenze zu Syrien liegt.

Auch im Nachbarland ist Isis aktiv und hat sich zum Ziel gesetzt, seine Gebiete in Syrien und Irak miteinander zu verbinden. Kämpfer der Isis hätten am Montag versucht, in der östlichen Grenzprovinz Syriens vorzurücken, wie Aktivisten berichteten. dabei sei es zu schweren Kämpfen mit anderen syrischen Rebellengruppen gekommen.

Unterdessen mahnte der kurdische Regierungschef im Nordirak, Neschirwan Barsani, eine politische Lösung an. Es sei „fast unmöglich“, zu der Situation vor der Eroberung weiter Teile des Nordens durch Isis zurückzukehren, sagte Barsani am Dienstag gegenüber BBC. Der beste Weg aus der Krise wäre die Einrichtung einer eigenständigen Sunnitenregion – ähnlich der autonomen kurdischen Gebiete.

Die sunnitische Minderheit fühlt sich von der Regierung unter dem schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki benachteiligt. Die Kurden verfügen im Nordirak seit Langem über eine weitgehende Autonomie. Im Zuge der Isis-Offensive haben sie angrenzende Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht.